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Außer Spesen nichts gewesen

Meldung vom 12.06.1999

Bukarest: Stellen Sie sich vor, Bayern München fährt zur Champions-League und hat kein Geld, um den Trainer mit-
zunehmen. Was in München undenkbar ist, müssen die Koblenzer Fechter hin-
nehmen.

Ohne Trainer Eberhard Mehl fuhren Willi Kothny und Dennis Bauer zum Weltcup nach Bukarest und gingen dort baden. Angesichts leerer Kassen sollen Kothny und Bauer auch den Weltcup in Havanna nächste Woche ohne Trainer bestreiten - so der Vorstandsbeschluß der CTG-Königsbacher.


Trotz leerer Kassen: Kothny (2. v. l.) schickt Mehl nach Havanna.

FG-Vorstandsmitglied Erik Kothny hat bereits die Konsequenzen gezogen und für Mehl ein Ticket nach Kuba geordert: „Und wenn ich es aus der eigenen Tasche bezahlen muß”, so Kothny, „wir können unsere Jungs nicht alleine lassen. Alle Fechtnationen schicken ihre Nationaltrainer zu den Weltcups. Wie sollen da unsere Koblenzer Junioren alleine gegen die Weltelite bestehen ?”

Zu den 16.000,-- Mark, die FG-Vorstandsvorsitzender Erik Kothny in dieser Saison bereits vorgelegt hat, weil zugesagte Olympia-Fördergelder nicht eintrafen, kamen weitere 3.000,-- Mark aus eigener Tasche, und dabei war für die deutsche Säbelmannschaft beim Weltcup in Bukarest außer Spesen nichts gewesen. Und das, wo die deutsche Nationalmannschaft vornehm im 4-Sterne-Hotel Bucaresti nächtigte. Einzig Michael Huchwajda vom FC Tauberbischofsheim wurde dem 750,-- Mark-Zimmer für die drei Tage gerecht, gelang es ihm doch gegen einen lustlosen Tohni Terenzi aus Italien der Einzug in die Runde der letzten 16, ehe er dort gegen den Rumänen Alin Lupeica mit 15:11 eines der zahlreichen Opfer des kabellosen Fechtens wurde.

Was schon beim Juniorenweltcup Ende 1998 in Göppingen nicht funktionierte, verfälschte nun auch das Ergebnis des Aktiven-Weltcups in Bukarest: Mal zeigten die Lampen an, mal taten sie es nicht. Dann wieder genügte eine Klingenberührung, um rot auszlösen und bei einem durchschwitzten Handschuh flackerte grün. Wer mit einem Sprung angriff, hatte Pech: Die Lampen versagten ihren Dienst. Wer jedoch bei einem Treffer hochsprang, hatte Glück: der Treffer wurde nicht angezeigt. Verständlich, daß dem Ungarn Joszef Navarrete nach mehreren Fehlfunktionen die eigenen Sicherungen durchbrannten und er seine zu Unrecht leuchtende Maske durch den Saal schleuderte. Ohne Erfolg übrigens: Da sie fest verkabelt war, kam sie wie ein Bumerang zurück. Für diese Einlage sah er Gelb. Trotz aller Proteste: Die Verantwortlichen blieben stur und ermöglichten so beispielsweise dem nobody Vladimir Kalujny aus der Ukraine den Einzug ins Finale, in dem sich bis auf Turniersieger Raffaello Caserta fast ausschließlich die zweite Garde der Weltelite traf.

Blamabel für den Veranstalter dann das Finale: Hier versagte die Neukonstruktion - deren Technik streng geheim ist - ihren Dienst endgültig. Bei jeder Klingenberührung leuchtete eine Lampe auf. Das System wurde unter Pfiffen der rund 500 Zuschauer und Applaus der Akteure aus dem Verkehr gezogen und der Sieger schließlich in konventioneller, angekabelter Methode ermittelt.

Ohne es allerdings auf die Technik schieben zu können, scheiterten im Feld der angekabelten letzten 32 Eero Lehmann mit einem 15:12 an dem Italiener Carlo Fornario, ging Dennis Bauer mit 15:13 gegen den Rumänen Dan Gaureanu baden und blamierte sich Willi Kothny mit einem 15:05 gegen den Ukrainer Vadim Goutzait; und auch Alexander Weber kann sich nichts dafür kaufen, daß er schon in der Runde der letzten 64 gegen den späteren zweiten Julien Pillet unterging.

Ergebnisse

1. Raffaello Caserta, ITA
2. Julien Pillet, FRA
3. Vladimir Kalujny, UKR / Cedric Seguin, FRA
5. Mihai Covaliu, ROM
6. Vadim Goutzait, UKR
7. Domokos Ferjancsik, HUN
8. Alin Lupeica, ROM

Deutsche Plazierungen

15. Michael Huchwajda (TBB), 21. Eero Lehmann (TBB),
22. Dennis Bauer (CTG-Königsbacher), 25. Willi Kothny (CTG-Königsbacher),
41. Alexander Weber (TBB)


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