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König und Kothny retten Ehre der Fechter

Quelle: sport.de

Sydney: So ganz allmählich kommen die deutschen Fechter nun doch auf Touren. Nach dem Fehlstart mit dem Degen gab es 24 Stunden nach dem zweiten Platz von Ralf Bißdorf (Heidenheim) im Florett zwei weitere Medaillen: Rita König gewann Silber im Florett der Frauen, Wiradech Kothny (Koblenz) holte sich mit dem Säbel die Bronzemedaille.

Erst im Endkampf musste sich Rita König gegen Valentina Vezzali geschlagen geben. Die Weltmeisterin und Weltcupsiegerin aus Italien krönte ihre Karriere mit einem 15:5-Finalsieg über die 23 Jahre alte Tauberbischofsheimerin. Die deutsche Meisterin hatte auf dem Weg zu ihrem größten internationalen Erfolg die WM-Zweite Sabine Bau (Tauberbischofsheim) ausgeschaltet.

Die Bronzemedaille von Wiradech Kothny (Bild) wurde von den Fans mit Sprechchören gefeiert. „Willi, Willi” riefen sie und freuten sich für ihren Star. Mit seinem unnachahmlichen katzenhaften Mungo-Sprung setzte der Koblenzer den Siegtreffer zum 15:11 im kleinen Finale gegen den Ungarn Domonkos Ferjancsik. Der in Thailand geborene und im Alter von drei Jahren von einem Bundeswehr-Major adoptierte Kothny war im Halbfinale dem späteren Olympiasieger Mihai Covalju (Rumänien) mit 12:15 unterlegen.

Ehe Willi ins kleine Finale kam, musste er mehrere Brocken aus dem Weg räumen: Psychologisch zu knabbern hatte der Koblenzer an der ersten Begegnung. Ausgerechnet gegen seinen Mannschaftskameraden Eero Lehmann musste er als erstes auf die Planche. Eine Woche hatten die beiden Freunde ”psychologischen Krieg” gegeneinander geführt, gingen sich bei Trainingsgefechten aus dem Weg, wollten ihre Karten nicht vorzeitig auf den Tisch legen. Als es ernst wurde, hatte Willi die besseren Trümpfe, stach 15 mal, Lehmann nur acht mal.

Mit Erreichen der Runde der letzten 16 hatte Kothny sein gestecktes Ziel erreicht. Nie hätte er im Traum daran gedacht, den Weltranglistendritten Serguei Charikov besiegen zu können. Beim 14:13 sah es auch so aus, als würde der Russe die nächste Runde erreichen. Doch Mungo griff zweimal beherzt an, und stand mit 15:14 plötzlich im Final der letzten acht.

Dort wartete mit Alexei Frossinne bereits der nächste Russe, der auch völlig problemlos mit 9:3 in Führung ging, ehe in Willi das Raubtier erwachte und 11 Treffer in Folge setzte. Mit 15:12 gewann er dann noch recht deutlich. Zur gleichen Zeit fegte der Rumäne Mihai Covaliu Weltmeister Damien Touya aus Frankreich von der Planche und wurde somit zum nächsten Gegner von Kothny.

Mit Kothny nund Covaliu standen sich im Halbfinale zwei ”Raubtiere” gegenüber. Der ältere Rumäne konnte die größere Routine für sich verbuchen, ließ den ungestüm anrennenden Willi viermal hintereinader ins Leere laufen und war mit 15:12 Sieger.

Im „kleinen Finale” kam der kleine Willi dann gegen den grossen Domonkos Ferjancsik aus Ungarn. Der Weltranglistenvierte zog alle Register seines technischen Könnens, konnte aber dem wieselflinken Koblenzer kaum beikommen. Wegen wiederholten Meckerns erhielt er die rote Karte (Straftreffer) und unterlag 15:12. Willi wurde zum Königsmörder und von den Aussis als „Held” gefeiert.

Der zweite Koblenzer Dennis Bauer erwischte gegen Jorge Pina einen guten Start, ließ den Spanier aber noch auf 14:14 herankommen, ehe er den Siegtreffer setzte. Anschliessend aber hatte der Karthäuser keine Chance gegen Weltmeister Damien Touya: Endstation in der Runder letzten 16 - für einen Junior kein schlechtes Ergebnis.

Nach Verleihung der Bronzemedaille tauchte Willi Kothny ab: Presse, Funk und Fernsehen verlangten nach ihrem Recht - zu viel für den Olympischen Medaillengewinner. Stolz nur Trainer Eberhard Mehl: „Ich wollte eine Medaille für einen meiner Schüler - und ich habe sie bekommen”. Worte, die nur einer finden kann, der sein Trainingskonzept nach modernen wissenschaftlichen Gesichtpunkten ausrichtet und über die Stärke seiner Schüler weiss.



Aufgrund des Erfolges von Willi Kothny muss der Olympische Boomerang heute leider entfallen.

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