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Konsequent bis ins Detail
Koblenzer Säbelfechter sind gut gerüstet für die WM in Seoul
Trainer Mehl: Das Finale ist möglich

Bericht von Dirk Kurz in der Rhein-Zeitung, 02.11.1999

Am Montag musste Eberhard Mehl auch
noch als lebendes Gewicht herhalten.
Zum abschließenden Krafttraining hatte
der Säbelcoach der Fechtgemeinschaft
CTG-Königsbacher Koblenz seine Schütz-
linge Willi Kothny und Dennis Bauer in
den Übungsraum der Universität von
Seoul beordert, wo an diesem Dienstag
die Weltmeisterschaften beginnen.


Doch als es an die Beinpresse ging, da reichte die Gerätschaft nicht aus. „450 Kilo wollten wir haben; da die Gewichtsplatten aber nur 350 hergaben, mussten wir uns selbst noch an die Drahtseile hängen”, erzählte Mehl. „Um die Muskelspannung entsprechend hoch zu halten, hätten weniger Kilos keinen Sinn gemacht.” Die Kombination von extremen Krafttraining und Fechtlektionen, sie ist seit Jahren das Erfolgsrezept des Eberhard Mehl. Nicht, dass andere Nationen nicht längst auf den gleichen Trichter gekommen wären. „Aber keiner macht es so konsequent wie wir, keiner macht es so hart”, sagt der 64-jährige, der mit besonderer Akribie an die Gestaltung der Trainingspläne geht und sich nicht zu Schade ist, mitunter ein halbes Dutzend Sportwissenschaftler um Rat zu fragen.

Die Erfolgskurven seiner Schüler geben Mehl Recht - er machte Dennis Bauer zum Kadetten-Welt-
meister, Junioren-Europameister und Weltcup-Sieger, Willi Kothny zum fünffachen deutschen Meister, Junioren-Weltmeister und zuletzt in Bozen zum Europameister. Da kann der Bronzemedaillengewinner von Rom 1960 noch so oft versuchen, seine Philosophie zu relativieren. „Es scheint richtig zu sein, was wir bislang gemacht haben”, formuliert Mehl auch in Seoul überaus vorsichtig. „Ich bin ja nur ein Hobby-
trainer.”

Mittlerweile greift aber auch der Deutsche Fechter-Bund auf den Erfahrungsschatz des achtfachen WM-
Teilnehmers zurück; seit einem knappen Jahr ist der Koblenzer Mehl für das Konditionstraining aller deutschen Säbelfechter verantwortlich.

Kein Wunder also, dass die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft für Willi Kothny und Dennis Bauer im Sommer mit einer gehörigen Ration Kraft- und Konditionstraining begonnen hat. Ausschließlich. Sechs Wochen lang liefen sich die beiden die Lunge aus dem Hals, wuchteten Gewichte, pumpten Liegestütze und Situps und ihre Oberschenkelmuskulatur auf. „Um”, sagt Mehl, „noch explosiver zu werden und die Schnelligkeitsausdauer zu verbessern.” Um körperlich gerüstet zu sein für die Gefechte, die sie ab Donnerstag in der Olympiahalle von Seoul erwarten.

Denn aufgrund ihrer Weltranglisten-Positionen - Bauer ist als 19. noch am besten platziert - müssen die deutschen Säbler aller Vorraussicht nach alle in Durchgang eins der Vorrunde beginnen. Das bedeutet, so kalkuliert Mehl, alleine sechs bis sieben Duelle, bis es in die Direktausscheidung der letzten 64 geht.

„Wenn es gut läuft, sie normale Gegner bekommen und die Obleute funktionieren, dann können beide das Finale schaffen”, prognostiziert Eberhard Mehl vor dem ersten Gefecht. „Die Qualität dafür haben sie.” Die Kondition allemal...


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