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Koblenzer Fechtgemeinschaft
verspielt olympischen Erfolg
Kommentar von Erik Kothny

Meldung vom 11.10.2000, Copyright © 2000 - www.kothny.de

Willi Kothny und Dennis Bauer sind mit Bronzemedaillen von den Olympischen Spielen aus Sydney zurückgekehrt. Ihnen gehörten die Schlagzeilen während der Spiele; jetzt schlägt die Stunde der Funktionäre. Keine Feier bei der sie sich nicht selbst rühmen, diesen Erfolg ermöglicht zu haben - die Konzepte seien aufgegangen, man sei auf dem richtigen Weg. Geldgeber und Sponsoren verneigen sich vor so viel Erfolg - einem historischen obendrein, denn noch nie hatte eine deutsche Säbelmannschaft olympisches Metall nach Hause gebracht. Dies ist die eine Seite der Medaille, die schimmernde, die für jedermann sichtbare. Doch es gibt auch jene andere Seite, die nicht sichtbare, die dem Körper zugewandte, die weniger schöne und nur dem Träger bekannte:

Mag man der olympischen Fehlprägung der Medaillen von Sydney noch ein Schmunzeln abringen können, die Fehlentwicklung der Koblenzer Fechtgemeinschaft ist eine Tragik sondersgleichen.

Die Zukunft des Leistungssports der Fechtgemeinschaft endete just zu dem Zeitpunkt, als man Willi Kothny und Dennis Bauer die Bronzemedaillen umhängte, denn: im Augenblick der Siegerehrung hatte die Leistungsgruppe von Trainer Eberhard Mehl aufgehört zu existieren.

Eine verfehlte Vorstandspolitik hatte es ermöglicht, dass Fremdeinflüsse die Schüler Mehls so irri- tierten, dass einige nicht mehr an das Konzept des Meistermachers glaubten und abwanderten. Ein Junioren-Weltmeister verabschiedete sich von Mehl bereits lange vor Olympia, einem Medaillen- gewinner erklärte Mehl, ihn nicht weiter trainieren zu wollen und der zweite Medaillengewinner trägt sich mit dem Gedanken mit dem Fechten aufzuhören, weil er nicht mehr länger für die Fecht- gemeinschaft starten möchte. Das ist die traurige Bilanz einer FG-Vorstandsriege, die es in zwei Jahren nicht verstanden hat, die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Weichen für das zukunfts- orientierte athletik-betonte Fechten zu stellen. Stattdessen: Zwei Jahre lang Knüppel zwischen die Beine von Mehl und vereinsinternes Gemauschel statt sportlicher Leistungskonzepte.

Ursache der Fehlentwicklung ist - paradoxer Weise - das Geld, denn: Vor der Gründung der Fechtgemeinschaft vor fast zwei Jahren sollte das athletische Konzept Mehls von den Säbeltrainern der Fusionsvereine als Grundlage für das spätere gemeinsame Training durchgearbeitet werden. Doch der Druck von einigen Geldgebern (LSB und Olympiastützpunkt), eine volle Trainingsstelle zu finanzieren, wenn es zur Kooperation kommt, war so gross, dass das Grundlagen-Papier in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht erarbeitet werden konnte. Ein verhängnisvoller Fehler, denn: Danach verweigerten sich ein massgeblicher Trainer und der Vorstand der Mehlschen Trainingslehre. Statt eines Konsenses kam es zu Fremdbeeinflussung, Abwerbung und zum Weggang der Erfolgsschüler von Mehl. Der FG-Vorstand förderte diese Entwicklung, ja er ging sogar soweit, Mehl bei Turnieren einen anderen Trainer als Coach vor die Nase zu setzen, wenn es ein Fechter wollte. Eine Demütigung 1. Klasse.

Noch nicht einmal die Vermittlung des Landessportbundes konnte Abhilfe schaffen, denn nicht alle Trainer der FG unterstehen dem LSB, sondern direkt dem Präsidenten des Fechterbundes Mittel- rhein. Der gab nicht ein Jota von seiner Kompetenz ab. Also auch der Landessportbund machtlos.

Der einzige - erst interne und später öffentliche - Mahner dieser Fehlentwicklung wurde auf dem Brauerei Tribunal wegen „mangelnder Mitarbeit im Vorstand” und „unautorisierter Presseberichte” seines Postens enthoben. Vor der Enthebung hatte die Tribunalleiterin die Delegierten mit der Behauptung unter Druck gesetzt, die Sponsoren würden ihre Unterstützung einstellen, wenn weiterhin „interne Probleme” an die Presse gelangten. Wie inzwischen bekannt ist, hat es diese Erklärung von keinem der Sponsoren gegeben.

Der Presse, den Sponsoren und der Öffentlichkeit wurde seither diese Fehlentwicklung vorenthalten. Wichtig war offensichtlich nur, das die Gelder weiterhin flossen. Deshalb sollte wohl auch niemand erfahren, dass Mehl - der Erfolgsgarant der FG - nach Olympia der Fechtgemeinschaft die weitere Zusammenarbeit verweigerte und dass er ab sofort in einer von Vorstandseinflüssen abgeschirmten selbstständigen Gruppe wieder anfängt mit Kindern zu trainieren. Zweimal zuvor war ihm dies mit seinen Erfolgseleven schon widerfahren - Verhöhnung eines Mannes, der in zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit mit Bundestrainer Jochen Rieg die beste deutsche Säbelmannschaft formte, die es je gab und der bei der Olympiavorbereitung bewiesen hat, dass er zur Kooperation mit anderen Trainern fähig ist. Höhnischer Kommentar eines FG-Vorstandsmitglieds an den LSB: „Mehl wird in der Säbelwelt nie anerkannt werden.” Dass er noch nominell der Fechtgemeinschaft zugehörig ist, hat ausschliesslich persönliche Gründe (35-jährige Freundschaft zu einem Vorstandsmitglied).

Die Chancen für eine Rettung stehen also schlecht, aber es gibt noch eine winzige Möglichkeit, nämlich: Wenn sich die Verantwortlichen an einen Tisch setzen, die Lage analysieren und zu einem Entschluss kommen. Zu den Verantwortlichen zähle ich den FG-Vorstand, die Hauptsponsoren, den Landessportbund, die Medaillenträger, Eberhard Mehl und andere (auch aussenstehende) Kenner der Szene. Auch die Presse sollte mit einbezogen werden, vielleicht sogar federführend den Vermittler stellen, damit nichts unter den Tisch gekehrt und zum späteren Nährboden erneuter Fehlentwicklungen wird.

Am Ende eines solchen Disputes muss die Entscheidung stehen, die das Konzept von Eberhard Mehl zur Grundlage des Trainings in der FG macht. Ohne einen Cheftrainer Mehl (der das vielleicht zur Zeit noch gar nicht will) hat die FG keine Zukunft. Mehl hat seit Jahren seine internationale Bewährungsprobe bestanden. Mehl hat Säbelfechter wie Willi Kothny und Dennis Bauer an die Weltspitze katapultiert mit historischen Dimensionen: Beide holten im Säbel das erste olympische Edelmetall für Deutschland. Und jetzt soll dieser Mann wieder zum Kindertrainer werden und zum dritten Mal zusehen, wie andere seine Früchte ernten und Talente leichtfertig verspielen. Die Koblenzer Fechtsportler würden zum Gespött der Öffentlichkeit. Wenn andere Trainer meinen, es besser zu können als der 66 Jahre alte Kellermeister des Max-von-Laue-Gymnasiums, sollen sie doch bitte selbst ihre zukünftigen Weltklasseathleten in den Schulen abholen und sie zur Siegerehrung nach Olympia führen.


Erik Kothny

               Erik Kothny


Ach ja ! Von den 7.000,-- Mark Prämien, die im Haushaltsplan ausgeworfen sind, hat Mehl - einziger Meistermacher der FG - in den zwei Jahren seit Gründung der Kooperation noch keinen Pfennig gesehen. Im Gegenteil: Der neue Vorstand kürzte jetzt sogar sein Gehalt um 300,-- Mark. ABM-Gelder eines anderen FG-Trainers wurden ohne entsprechende satzungsgemässe Beschlüsse zur Schuldentilgung eines Kooperations-Vereins verwendet. Das schlimme daran: Kein Delegierter, der nicht von den Mißständen weiss, doch keiner tut etwas dagegen. Und wenn’s doch einer tut, wird er als „teamunfähig” (so Geschäftsführer Melcher) aus der Gemeinschaft ausgegrenzt.


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