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Jochen Rieg und die Qual der Wahl

Meldung vom 22.09.2000, Copyright © 2000 - www.kothny.de

Sydney: Der Mannschaftskampf der Säbelfechter am Sonntag begann bereits am Donnerstag, als Willi Kothny in der Runde der letzten 32 seinen Kameraden Eero Lehmann geschlagen hatte. Der Ratinger kam sofort nach dem Duschen an die Planche und feuerte Willi an, als er gegen den Russen Serguei Charikov um den Einzug ins Finale der letzten acht focht. Die muntere Stimmung im Deutschen Säbelteam - seit Monaten im gemeinsamen Training aufgebaut - wirkte auch auf die anderen Waffen ansteckend, erlitt aber einen Dämpfer, als die Paarungen im Einzel ausgelost wurden und Kothny und Lehmann zusammenführten. Die beiden obwohl dicke Freunde konnten im Training nicht mehr so richtig miteinander fechten - verständlich, wollte doch keiner seine Taktiken und Tricks offenlegen.

Doch mit Ende des Kampfes Kothny - Lehmann konnten die Mannschaftskameraden wieder unbefangen miteinander umgehen: „Wir holen jetzt auch mit dem Team eine Medaille”, wurde die Losung ausgegeben. Seit Willi Kothny der Weltelite gezeigt hat, wissen es auch Dennis Bauer, Eero Lehmann und Alexander Weber: „Alles ist möglich - auch im Mannschaftskampf”, obwohl: leicht wird es nicht, hier Edelmetall zu holen. Die bärenstarken Russen beanspruchen olympisches Metall für sich, die eleganten Franzosen, die schnellen Rumänen um Olympiasieger Covaliu und natürlich die impulsiven Italiener und Spanier. Und wer die Rechnung gar ohne die intellektuellen Polen oder die ungarischen Techniker macht, könnte am Ende mit leeren Händen da stehen. Vorteil des deutschen Säbel-Cocktails immerhin: Sie bestehen aus einer Mixtur von alledem.

Nur Bundestrainer Rieg hat die Qual der Wahl. Wen in welcher Reihenfolge bringen - wen auf die Ersatzbank schicken. Kothny dürfte als Mittelmann und Punktemacher unumstritten sein, Bauer als zweitbester deutscher Säbel-Olympionike auch, aber ob er mit seinem Trainingsrückstand (Wirbelverletzung) als letzte Mann infrage kommt...? Wenn Eero Lehmann mitficht, wird der Juniorenweltmeister, wie schon in Seoul bei der WM, wohl letzte Mann bleiben, wechselt Jochen Rieg aber Ersatzmann Alexander Weber ein, dürfte auch er - weil ähnlich cool wie Bauer - als Scheuereinfahrer infrage kommen. Nun, Jochen Rieg ist nicht zu beneiden und egal, wie er sich entscheidet, es wird ein enttäuschter Fechter übrigbleiben, es sei denn, er wechselt erst nach dem ersten Kampf den Ersatzmann ein. Das aber könnte sich als Risiko erweisen... Nein, zu beneiden ist er wirklich nicht, der Jochen Rieg, auch wenn es nach dem Kampf jeder besser gewußt hat.


Olympischer Boomerang: Als Willi den Siegtreffer zur Bronzemedaille setzte, hielt es Vater Kothny nicht mehr auf dem Sitz. Er stürmte auf die Planche wurde aber von Sicher- heitskräften aufgehalten. Die Worte "itīs my son" wirkten Wunder: Die Security bahnte ihm sogar noch den Weg.


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