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Willi zurück im Weltcuprennen

Meldung vom 07.05.2006, Copyright www.kothny.de

Madrid: 24 Fahnen hatten die Spanier zum Grand Prix der Säbelfechter in Madrid gehisst. 25 Nationen aber waren gekommen: Die thailändische Fahne fehlte - wurde auch nicht gebraucht, denn Willi Kothny war weit davon entfernt, die Spanier durch eine Treppchen-Platzierung nervös zu machen. Doch symptomatisch ist es schon, dass die Farben des Königreiches Thailand im Königreich Spanien nicht greifbar sind.

Nach durchwachsener Vorrunde mit drei Siegen und drei Niederlagen kam der Student der International Bangkok University ausgerechnet gegen seinen früheren deutschen Nationalmannschaftskameraden Christian Kraus und schied im 128er KO mit 8:15 aus. Kein Beinbruch, war Madrid eher als Turnier gedacht, in dem Kothny nach 1½ Jahren Abstinenz vom Turniersport seinen Wettkampfrhythmus finden sollte. Willi Kothny selbstkritisch: „Wettkampf ist eben doch was anderes, als noch so gutes Training.” Das selbst gesetzte Ziel unter die letzten 64 zu kommen, wurde also nicht erreicht. Kein Beinbruch, kann die Scharte doch beim nächsten Weltcup in Warschau ausgeglichen werden.

Das Phänomen mit der thailändischen Fahne aber ist gravierender,als der Ausrutscher des daheim noch ungeschlagenem Säbelfechters: Thailand ist im internationalen Fechtsport einfach nicht existent. Wozu also eine Fahne? Der sympathische Fechter Kothny kommt als Einzelgänger und geht als Einzelgänger. Noch nicht einmal ein Trainer wird ihm bei Weltcups zur Seite gestellt; wozu auch, wenn selbst bei einer Junioren-Weltmeisterschaft in Korea die Coaches der Thai-Fechter daheim bleiben. Wie soll sich denn der Thailändische Fechtsport entwickeln, wenn man bei wichtigen Wettkämpfen ”Augen und Ohren” daheim in Bangkok lässt und samit eine Weiterentwicklung unmöglich macht.

Dass Chinesen, Koreaner und Japaner mit mehreren Wettkämpfern samt Betreuer, Trainer und Videoteam zu wichtigen Wettkämpfen antreten, mag man aus thailändischer Sicht ja noch achselzuckend hin nehmen, aber dass jetzt schon drei Fechter mit Coach aus Hongkong, ja sogar aus Azerbaidschan anreisen, müsste zu denken geben. Wie lange will man in Bangkok noch das Maß des Fechtsports am Kadettten-Niveau von SEA Games ausrichten?

Seit 2002 startet Willi nun für das Königreich Thailand, die Chance für einen Neuanfang hat die alte Führung der AFAT vertan. Gewiss: ein Sportdirektor, dem der eigene Vorteil wichtiger war, als nationales Interesse , mag ein Grund sein, aber es gibt auch noch einen viel wichtigeren: Solange der Thailändische Fechtverband - und hier sind vor allem die Vereine gemeint - nicht mit einer intensiven Jugendarbeit (ab 10 Jahre) beginnt und damit den Grundstein für spätere Erfolge legt, werden es sich andere Nationen auch weiterhin leisten können, bei international bedeutenden Wettkämpfen die Thailändische Fahne zu vergessen.


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