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„Wir können auch ohne Kothny”

dpa-Meldung vom 22.08.2002 von Jens Marx

Lissabon: Die deutschen Säbelfechter haben es hieb- und stichfest gemacht: Die Ära nach Willi Kothny hat begonnen. „Ich bin froh, dass wir der Welt gezeigt haben: Ja, wir können auch ohne ihn”, jubelte Dennis Bauer aus Koblenz am Mittwoch in Lissabon nach dem Gewinn von Mannschafts-Bronze bei den 57. Weltmeisterschaften.

Man könnte auch sagen: Sie können vor allem ohne ihn. Denn bei der WM 1999 in Seoul sowie vor einem Jahr bei den globalen und den kontinentalen Titelkämpfen in Nimes und Koblenz mussten sich die deutschen Sabreure mit dem undankbaren vierten Platz begnügen - mit Willi Kothny. Lediglich bei den Olympischen Spielen in Sydney erklomm die Equipe den dritten Platz auf dem Siegerpodest. Doch überstrahlte Kothny das Team, als er nach Einzel-Bronze Ersatzmann Eero Lehmann (Tauberbischofsheim) die Team-Medaille schenkte.

In Lissabon entledigten sich Bauer, Alexander Weber (Tauberbischofsheim) sowie die beiden Eislinger Michael Herm und Harald Stehr des langen Schattens ihres ehemaligen Team-Kollegen. Zumal sie im Achtelfinale den Olympia-Dritten mit dessen neuer thailändischen Mannschaft schlugen. Nach einem ernüchternden 15:45 im Halbfinale gegen Olympiasieger und Weltmeister Russland (Herrensäbel-Bundestrainer Joachim Rieg: „Russland ist eine andere Welt”) bezwang die Rieg-Riege im Gefecht um Platz drei Polen mit 45:33.

„Jetzt können wir endlich einen Schlussstrich darunter ziehen, deutsches Säbelfechten mit dem Namen Kothny in Verbindung zu bringen”, freute sich der Coach, der noch Stunden nach dem Erfolg strahlte. „Der kriegt das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht”, glaubte der Einzel-Fünfte Bauer.

Das Duell in der Runde der besten 16 spiegelte die heikle Situation zwischen Kothny, der nach seiner Heirat einer Thailänderin die sofortige Startberechtigung für die Asiaten im Frühjahr erhalten hatte, und seinen Ex-Kollegen wider. Allen voran zwischen den ehemaligen Trainingspartnern Bauer und Kothny, als dem 21-jährigen Deutschen nach einer strittigen Obmann-Entscheidung sogar die Disqualifikation drohte.

Dabei drohte gar keine Gefahr, Willi Kothny, der Adoptivsohn von Erik Kothny, ist meilenweit von seiner alten Form entfernt. Im Einzel musste der 22-Jährige bereits in der ersten Finalrunde die Waffen gegen Walbert Mendoza (Philippinen) strecken. „Ein thailändischer Kothny ist eben kein deutscher Kothny” kommentierte sein Vater die herbe Enttäuschung des Fechters mit dem ”Mungo-Sprung”.

Freudensprünge machten die Säbelherren des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB). Das Quartett sprühte nur so vor Feierlaune. Michael Herm hatte bei der Siegerehrung kurzzeitig ein Blumenstrauss für seine Freundin ergattert. Bauer taufte ihn „den weissen Kothny” und nachts ging es noch in einer Lissaboner Diskothek zur Siegerparty. Dabei waren die feschen Jungs schon in der Halle gefragte Objekte weiblicher Begierde und erfüllten mit sichtbar grosser Freude die Foto-Wünsche gut aussehender Portugiesinnen. Ein Wermutstropfen bleibt dennoch für Bauer: „Wir konnten uns mit Willi nicht vermarkten und werden es wohl auch ohne ihn nicht können.”


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