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Willi: „Das war oberpeinlich”

Meldung vom 14.07.2002, Copyright © 1998-2002 - www.kothny.de

Tabriz/Iran: Beim Grand Prix im iranischen Tabriz ist Willi Kothny regelrecht abgestürzt. In dem fast ausschließlich mit Iranern besetzten Fechtturnier verlor der Student aus Bangkok sein erstes Gefecht gegen den Georgier Irakli Zambakhioze und wurde neunter. Den Endkampf entschied der Spanier Fernando Medina gegen seinen Landsmann Ignacio Casares für sich.

„Es war oberpeinlich”, kommentierte der für Thailand startende Willi Kothny seine 14:15-Niederlage gegen den international noch nie in Erscheinung getretenen Georgier Irakli Zambakhioze. Kothny war in den international mit nur 34 Teilnehmern äusserst schwach besetzten Turnier als Nr. 2 hinter dem Spanier Medina sofort unter die letzten 16 gesetzt worden und lieferte in seinem ersten Fight den wohl schlechtesten Kampf seiner über 11-jährigen Fechtkarriere. Mit unerhörtem Kampfgeist konnte der Georgier das Gefecht immer wieder ausgeglichen gestalten und setzte dann den Siegtreffer zum 15:14 gegen den zweifachen Bronzemedaillengewinner von Sydney.

Bei der Ursachensuche wollte Willi Kothny weder die Schuld beim katastrophalen Obmann suchen, der aber auch jeden Doppeltreffer dem Georgier zusprach, noch an seinem augenblicklichen Trainingszustand des Muskelaufbaus festmachen, der schnelle Aktionen nicht zulässt. Willi: „Da muss man eben einfach im Juniorenstil auf Angriff oder zweite Absicht fechten und dem Obmann die Möglichkeit der Fehlinterpretation nehmen.” Weniger gelassen nahm der Spanier Jorge Pina sein Scheitern gegen den Iraner Mojtaba Abedini im Finale der letzten acht. Auch hier drehte der iranische Obmann fast jede Entscheidung zugunsten seines Landsmannes um. Am Ende verweigerte Pina den Handschlag und schrammte nur knapp am Turnierausschluss vorbei.

Wieder einmal hatte der als Grand Prix ausgeschriebene Weltcup im Iran das Dilemma im internationalen Fechtsport aufgezeigt. Wegen der hohen Kosten (Flugticket ab EUR 1.000,--) fahren - bis auf wenige Ausnahmen - Sportler der ersten Garde erst gar nicht in die islamische Republik; und die, die hinfahren, werden gnadenlos verschaukelt. Auf internationale Obleute wird ebenfalls aus Kostengründen verzichtet. Die Folge: Die einheimischen Fechter erhalten von ihren eigenen Obleuten einen Bonus, der nicht ihrem Leistungsstand entspricht. Als Folge gibt die Weltrangliste ein schiefes Bild wieder.

Viele Verbände boykottieren daher den Iran, aber sie vertiefen damit auch die Kluft zwischen aufstrebenden und klassischen Fechtnationen. Solange man den meist armen aussereuropäischen Ländern zumutet, die Masse der Turniere in Europa zu besuchen, selbst aber aus Kostengründen asiatische oder amerikanische Weltcups schneidet, ist kaum eine Besserung zu erwarten. Die FIE hat das Problem erkannt und wird als erste Massnahme zu allen Grand Prix ein Team von acht internationalen Obleuten entsenden - dann bräuchten Weltklassefechter keine Angst mehr zu haben, vom parteiischen ”Unparteiischen” verschaukelt zu werden.

Obschon dies keine Entschuldigung für Fechter dieser Kategorie sein darf. Ein guter Säbler muß auch gegen drittklassige Gegner Mittel finden, auch gegen den Obmann ein Gefecht für sich zu entscheiden. Deshalb sucht Kothny auch die Schuld der Niederlage bei sich und nicht bei anderen. Vielleicht noch rechtzeitig vor den Asienspielen, die unter einem ähnlichen Vorzeichen stehen.


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