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Stellungnahme Team Kothny
zur dpa-Meldung vom 18.02.2002

Meldung vom 19.02.2002, Copyright © 1998-2002 - www.kothny.de

Die dpa-Meldung möchte das „Team Kothny” nicht unkommentiert lassen. Zum besseren Verständnis zuerst die Meldung:

Säbelfechter Wiradech Kothny droht dreijährige Sperre

Stuttgart (dpa) - Säbelfechter Wiradech Kothny (Koblenz) droht im Falle eines Wechsels zum thailändischen Verband eine dreijährige Sperre. Der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) bekräftigte in einer Pressemitteilung, dass er dem zweifachen Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele von Sydney keine Freigabe erteilen wird.

Der Verband habe in einem Gespräch mit Kothny am Rande des Weltcup-Turniers in Bonn „ein klares Bekenntnis” des Sportlers zu einem Wechsel erhalten und verweist auf einen Präsidiumsbeschluss vom 12. Januar, wonach der 22-Jährige 2004 in Athen nicht für seine asiatische Heimat starten dürfe.

„Die Spitzenförderung aller Nationen ist nicht darauf bedacht, Athleten in der Vorbereitung auf Olympische Spiele zu unterstützen und auf der Hälfte der Strecke diese an ein anderes NOK abzugeben”, heisst es in der Erklärung weiter. Der DFeB verweist auf „die normale Wechselsperre, die international existiert und hinlänglich bekannt ist”. Allerdings könnte der nationale Verband diese aufheben.

Der in Thailand geborene Kothny, der im Alter von drei Jahren von einem Deutschen adoptiert wurde, studiert derzeit seit diesem Jahr in Bangkok Kommunikationswissenschaften. Sein Wunsch, dass er auf Kosten des DFeB zu Weltcup-Turnieren eingeflogen wird, hat der Verband abgelehnt.


Hierzu geben wir folgende Stellungnahme ab:

Noch nach dem Abitur wusste Willi nicht, welche Richtung er in seinem Berufsleben einschlagen soll. Einmal wollte er Polizist werden, dann Reisebürokaufmann. Doch so richtig anfreunden konnte sich Willi damit nicht. Der Zufall führte ihn in der letzten Urlaubswoche auf die Internationale Universität Bangkok. Hier fühlte sich der geborene Thai auf Anhieb wohl. Das Angebot für ein Stipendium nahm er sofort an. Ein ideales Angebot, für jemanden, der später in Thailand Fuss fassen möchte: Perfekt in den Sprachen Deutsch, Englisch (Unterrichtssprache) und Thai, dazu gross geworden in zwei Kulturen - ein idealer Vermittler also zwischen traditionellee asiatischer Denkart und quirrligem westlichen know how. Besser konnte es beruflich nicht laufen.

Sportlich ist da noch die hinlänglich bekannte Seite. Für die augenblickliche Nr. 6 der Weltrangliste bedeutete dies, elf Stunden zusätzliche Anfahrt zu den Weltcups, die, bis auf drei Ausnahmen, allesamt in Europa stattfinden. 30.000,-- Mark (nicht Euro) Fahrtkosten errechnete Kothny Senior im vergangenem Jahr, dazu 20.000,-- Mark Trainergehalt. Für die Kothnys nicht zu bezahlen, nachdem ein Hauptsponsor abgesprungen war.

Das mit dem Trainergehalt ist inzwischen geklärt, Willis Bruder Somkhit Phongyoo wird wohl vom thailändischen Fechterbund (AFAT) übernommen, und sollte auch Willi trainieren. Bleiben die Flug- und Hotelkosten in Höhe von 15.000 Euro. Verhandlungen im Vorfeld ergaben, dass der thailändische Fechtverband dafür aufkommen könne, wenn Willi „von Deutschland” freigegeben werde. Im Gespräch mit dem NOK signalisierte dessen Generalsekretär Heiner Henze, dass seine Organisation einem Wechsel keine Steine in den Weg legen werde, vorausgesetzt, der Deutsche Fechterbund stimmt zu. Doch der lehnte ab: Sowohl was die Bezuschussung der Anfahrtskosten, als auch was eine Freigabe angeht. Damit war Willi gleichermassen für Deutschland und Thailand wertlos geworden.

Das Team Kothny hat auch nicht die Absicht mit dem DFB in einen Wortkrieg einzutreten. Das formale Recht steht eindeutig auf Seiten des DFB. Es gibt aber im Regelwerk auch den Passus, dass der Nationale Verband auf eine Wechselsperre verzichten kann. Und das, so meint das Team Kothny, wäre eine noble Geste gegenüber jenem Athleten, der die erste Olympische Medaille im Säbeleinzel für Deutschland geholt hat.

Hier ist nicht Recht gefragt, sondern Menschlichkeit und Diplomatie: Willi ist ja nicht aus Jux und Tollerei nach Bangkok gegangen, oder weil ihn jemand abgewarb, sondern weil er zurück zu den Wurzel gefunden hat - und das hat mit dem Deutschen Fechterbund und seiner bis dahin überragenden Förderung nichts zu tun. Ihm schuldet er Dank - und vielleicht überdenkt das Präsidium des DFB nach einer Pause, dass der Wechsel von Kothny nicht nur ein Verlust ist, sondern auch eine Chance bedeuten kann.

Gez.: Erik Kothny, Wiradech Kothny, Somkhit Phongyoo


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