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Experiment Boston

Meldung vom 28.03.2001, Copyright © 1998-2001 - www.kothny.de

Koblenz: Die deutsche Säbel-Nationalmannschaft ist nach Boston abgeflogen. Ein Turnier besonderer Bedeutung, denn es zählt - da Überseeturnier - auf alle Fälle. Wer hier schlecht abschneidet, behält seine schlechten Punkte und kann sie nicht ausgleichen. Eine besondere Belastung für die Wett- kämpfer.

Und dann ist da noch der Mannschafts-Weltcup, und hier geht es um die Platzierung bei der Weltmeisterschaft im Herbst in Nîmes. Bundestrainer Jochen Rieg hat asl Mannschaft die vier Erstplatzierten der deutschen Rangliste nominiert: Den Koblenzer Willi Kothny und die Eislinger Christian Kraus, Michael Herm und Phillipp Grimm. Erstmals ist Dennis Bauer von der Fechtgemeinschaft CTG-Königsbacher nicht mit von der Partie. Seit dem Trainerwechsel ist der Neuendorfer von der Rolle und bringt nicht mehr die Leistung wie unter Mehls Federführung. Das mag zwar vorübergehender Natur sein, aber der Bundestrainer orientiert sich wie die hochwassergeplagten Neuendorfer am Pegelstand von heute und nicht nach dem in vielleicht einem Jahr. Daraus ist ihm kein Vorwurf zu machen, dennoch birgt es Risiken:

Bauer, egal wo er in der Tabelle steht, hat bisher in Mannschaftskämpfen gezeigt, dass er als Schlussfechter unverzichtbar ist, weil er - wie kein zweiter - im entscheidenden Augenblick die Nerven behält. Willi Kothny kann zwar einen 0:5-Rückstand aufholen, aber genau so gut einen 5:0-Vorsprung vergeigen. Kraus ist - trotz seiner Klasse - schon immer in kritischen Situationen ein Nervenbündel gewesen, hat WM- und Olympiaquali stets beim letzten Turnier verspielt. Michael Herm ist zumindest ein Fragezeichen, weil er mehr mit seinem Studium beschäftigt ist, als mit der Fechterei, und Grimm - seine Platzierung in Ehren - muss erst noch zeigen, dass er dorthin gehört, wo er Dank Kothnys Schlafmützigkeit in Bonn gekommen ist. Eine Bank als letzter Fechter ist er nicht.

Tabellenstand hin, Tabellenstand her, Dennis Bauer bleibt für die Nationalmannschaft unverzichtbar. Und warum stellt Rieg ihn nicht auf ? Einmal, weil ihm keiner (aus den eigenen Reihen) einen Vorwurf machen kann, und weil es eh nicht von Bedeutung ist, wie Deutschland in Boston abschneidet. Schuld daran sind - wie schon immer - die Russen. Die stärkste Mannschaft der Welt gilt im Team als unschlagbar, und ausgerechnet Pozdniakov, Charikov, Frossine und Michine nehmen den Mannschaftweltcup nicht die Spur ernst, rangieren um die achte Stelle herum. Wehe dem also, der in der Mannschaftwertung - wie im Augenblick die Franzosen - an erster Stelle stehen. Sie haben keine Medaillenchancen bei der WM. Also tut Rieg gut daran, mit der deutschen Mannschaft zu experimentieren. Bei der WM aber wird er auf einen Bauer schwerlich verzichten können.


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