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SWR-Flutlicht vom 18. März 2001

Meldung vom 19.03.2001

Moderator: Wir machen weiter mit einem jungen Mann, der eigentlich allen Grund zum Jubeln haben müsste. In Sydney ist er nämlich ganz gross rausgekommen, zwei Medaillen hat er gewonnen im Säbelfechten und jetzt steht er relativ alleine da. Ich rede von Willi Kothny, dem Säbelfechter. Wieso, weshalb, warum er jetzt alleine da steht, Kai Eberling hat mal nachgefragt in Koblenz.

Anfang Filmbeitrag

Reporter: Wiradech, genannt Willi Kothny. Er ist zur Zeit Deutschlands Säbelfechter Nr. 1. Deutscher Meister, Europa- meister, Juniorenweltmeister. Höhepunkt: Der zweifache Medaillen- gewinn bei den Olympischen Spielen von Sydney, Bronze im Einzel und Bronze mit der Mannschaft. 21 Jahre jung und noch viele Erfolge im Blick.

Doch es gibt Ärger um das Aushängeschild der Fechthochburg Koblenz. Im Januar hat Willi mit Stiefvater und Manager Erik Kothny einen eigenen Verein gegründet: den Fecht- und Kampfsport Club Koblenz. Gründe: Seit Monaten kriselt es hinter den Kulissen zwischen der Fechtgemeinschaft CTG-Königsbacher und den Kothnys. Schon vor Olympia fühlte sich Sohn Willi vom Verein benachteiligt und zu wenig unterstützt.

Willi Kothny: Da haben sie mir oberflächlich immer auf den Rücken geklopft... und gesagt: „Doll, Super” und so weiter, und im Hintergrund lief dann: „Das ist Scheisse, was du da machst, und so kommst du nicht weiter.” Und auf der Europameisterschaft schreit einer rein, ein Trainer schreit rein „Willi spring” und sagt dann im Nachhinein: „Hätt ich dem Willi nicht gesagt, dass er springen soll, wäre er nicht Europameister geworden.” Und... das... ist... nicht irgendwo... Teamgeist. Ich mein, ich bin im Verein und möchte natürlich auch vom Verein unterstützt werden...

Jörg Rohrer: Wir haben auch nach Olympia praktsich ihm alle Möglichkeiten weiter offen gehalten. Wir haben ihm garantiert, wenn er weiter mit seinem Entdecker und Trainer Eberhard Mehl, der ihn ja praktisch zu den Erfolgen gebracht hat, weiter trainieren kann, dass er mit Eberhard Mehl sein Training frei gestalten kann, dass er seine Wettkämpfe frei gestalten kann, also auf welche Weltcups er fahren will... (siehe Anmerkung 1)

Reporter: Trotz der angebotenen Unterstützung kam es auch zum Bruch mit Willis Meistertrainer Eberhard Mehl. Mit 11 Jahren kam der gebürtige Thailänder in die Trainingsgruppe des Gymnasiallehrers. Zahlreiche nationale und internationale Titel pflasterten ihren Weg nach Sydney. Das Erfolgsteam zerbrach mit der Gründung des Kothny-Vereins. Für Willi Kothny mehr als nur eine Trennung.

Willi Kothny: Er (Mehl) hat mir unter acht Augen versprochen, dass er mich weiter trainieren möchte. Er hat meinen besten Freunden das auch immer erzählt gehabt. Während eines Plauderchens bei der Ehrung durch die Stadt Koblenz, dass der Willi sein Lieblingsschüler ist, er mich immer trainiert hat und dass er immer für mich da wäre. Wenn ein Versprechen gebrochen wird, zwischen zwei Menschen, die sich zehn Jahre lang kennen, dann ist das ein riesen Bruch, und menschlich natürlich auch. Menschlich für mich eine Tragödie.

Eberhard Mehl: Es ist einfach schwierig in einer Stadt zwei konkurrierende Vereine zu trainiern. Ich habe ihm also angeboten, in der FG zu bleiben. Ich habe alle Möglichkeiten, ich habe alle Freiheiten, die ich vorher hatte. Wir haben das mit dem Vereinsvorstand abgesprochen, dass wir also die Trainingsmöglichkeit hatten, wie eh und je. Und ich habe ihm das Angebot gemacht, unter diesen Bedingungen doch weiter mit ihm zu arbeiten, aber er wollte halt seinen eigenen Verein. Und ich hab auch eine gewisse Loyalität dem Verein gegenüber, 17 Jahre lang hat er uns finanziert... (siehe Anmerkung 2)

Reporter: Vor allem hat Eberhard Mehl am vergangenen Freitag angeboten, dass er Willi Kothny wieder trainieren würde, aber der lehnte ab. Der Vetrauensbruch sei zu gross. Mit seinem Cousin Somkhit Phongyoo, der die Trainerausbildung bei Mehl gemacht hat, bereitet er sich auf die Europameisterschaft im Juli in Koblenz vor. Sein Ex-Trainer ist überzeugt, dass Willi Kothny seine Spitzenklasse halten und sogar verbessern kann. Auch ohne seine Hilfe und trotz des grossen Ärgers.

Eberhard Mehl: Der Willi hat eigentlich ’ne gute Mentalität. Er ist locker, und er kann sehr schnell wegstecken und er hat an sich ’ne gute, positive Lebenseinstellung, und von daher denke ich, kann er das eigentlich verkraften.

Reporter: Gefühlskonflikt ohne Lösung. Eberhard Mehl und Willi Kothny werden in Zukunft getrennte Wege gehen. Mehl trainiert wieder Kinder und Kothny hat seinen eigenen Verein. (siehe Anmer- kung 3)

Ende Filmbeitrag

Moderator: Und einen Nachteil hat er auch: Er muss nämlich jetzt seine Reisen zu den ganzen Weltcups selber finanzieren. (siehe Anmerkung 4)


Anmerkungen zum Filmbeitrag in Flutlicht:

  1. Jörg Rohrer hat seit Olympia mit Willi Kothny nicht ein einziges Wort gesprochen. Das konnte der Reporter aber nicht wissen.

  2. Leider wurde die Ursache des Konfliktes nicht herausgearbeitet, was für einen aussen- stehenden Reporter naturgemäss sehr schwer ist. Der Bruch der Beziehung zu Mehl rührt daher, dass etwa ab Anfang 2000 bis kurz vor Olympia Mehl selbst gegenüber Willi, mir und seinen Freunden immer wieder die Loslösung von der FG proklamierte.

    O-Ton Mehl: „Ich möchte mit der FG nichts mehr zu tun haben, nie wieder in meinem Leben. Lieber höre ich auf mit Fechten.”

  3. Gefühlskonflikt ohne Lösung ist falsch. Sollte die FG, wie von mir angeboten (Siehe Stadtanzeiger vom 11. Oktober 2000) an einem gemeinsamen Tisch ihre Widersprüche und Konflikte aufarbeiten und lösen, wäre sicher auch ein Kothny wieder an die FG anzubinden. So lange aber diese Konflikte geleugnet werden, wird es auch keine Lösungen geben.

  4. Anmerkung zum Moderator: Während die Fechtgemeinschaft (etwa seit meinem Weggang) ihren Athleten nur noch finanzielle Unterstützung für Q-Turniere gewährt, bekommt Willi, wie jeder andere Athlet des „Fecht- und Kampfsport Clubs Koblenz”, auch die Fahrtkosten für jedes Turnier bezahlt. Die Treue der Sponsoren, die trotz des Wechsels bei Willi geblieben sind, macht’s möglich.



Koblenz, den 19.03.2001

gez. Erik Kothny, 1. Vorsitzender FKC Koblenz


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