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Sticheleien um Olympia-Dritten Kothny -
Grimm überraschend Dritter

dpa-Meldung von Andreas Schirmer, 18.02.2001

Bonn (dpa/lnw): Hinter den Kulissen der Säbel-Hochburg Koblenz gibt es ein Hauen und Stechen um den Olympia-Dritten Wiradech Kothny. Der 21-jährige gebürtige Thailänder fühlte sich von seinem Verein, der CTG-Königsbacher Koblenz, benachteiligt und zu wenig unterstützt. Daraufhin gründete der Fecht-Europameister von 1999 mit seinem Vater und Manager Erik Kothny - ein wohl einmaliger Fall im deutschen Sport - einen eigenen Club. „Ich habe das Gefühl, dass sich die Funktionäre einfach zu sehr in den Mittelpunkt rücken”, nannte ”Willi” Kothny einen Grund für den ungewöhnlichen Schritt. Sein Fecht- und Kampfsport Club Koblenz ist inzwischen anerkannt und in den Sportbund Mittelrhein aufgenommen worden.

Beim Säbel-Weltcupturnier am Sonntag in Bonn startete er noch für die CTG, doch die Karriere will er in seinem Fecht- und Kampfsport Club Koblenz (FKC) fortsetzen. In der früheren Bundeshauptstadt kam Wiradech Kothny allerdings nicht über Platz 33 hinaus. Er verlor mit 14:15 überraschend gegen den international kaum in Erscheinung getretenen Philipp Grimm. Der 20-jährige Eislinger schaffte danach sogar erstmals in seiner Laufbahn den Sprung in ein Weltcup-Finale, unterlag dort aber dem Franzosen Fabrice Gazin mit 9:15 und wurde gemeinsam mit Damien Touya (Frankreich) Dritter. Den Sieg sicherte sich der Franzose Jullien Pillet mit 15:11 gegen Sergej Charikov (Russland).

„Die Kothnys haben sich vom Verein abgewandt”, kommentiert CTG-Clubchef Jörg Rohrer, der in Personalunion Präsident des Fechterbundes Mittelrhein ist, den Koblenzer Fechter-Streit zurückhaltend. Vater Kothny sei ein sehr engagierter, aber auch schwieriger Mann. Wenn Wiradech weg wolle, „werden wir ihm keine Steine in den Weg legen”, so Rohrer. Allerdings hat die CTG seinem Musterschüler am 4. Februar mit geteilt, ihn nicht mehr für Turniere zu melden. Damit reagierte der Verein auf ein Interview Willi Kothnys, in dem er einige Seitenhiebe auf die CTG („Ich wär da nur noch gemobbt gewesen”) verteilt hatte.

Nach dem Reglement des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) wird ein Fechter bei einem Clubwechsel national für Einzel-Turniere drei Monate und für Mannschaftwettbewerbe ein halbes Jahr gesperrt. Über Starts auf internationaler Ebene kann dagegen der DFeB entscheiden. Die DFeB-Führung verfolgt den Streit um sein Aushängeschild mit Sorge, zumal Willi Kothny das Zugpferd bei der Europameisterschaft vom 3. bis 8. Juli in Koblenz sein soll. „Wenn ein Fechter sich ruhig und konzentriert entwickeln kann, ist es natürlich immer besser”, meint DFeB-Präsident Gordon Rapp, der sich jedoch direkt nicht in „lokale Probleme” einmischen will, diplomatisch.

Problematisch könnte jedoch die Situation für Willi Kothny selbst werden. Denn sein Trainer Eberhard Mehl, der ihn als Elfjährigen erstmals lektionierte und 1999 zum Gewinn der Europameisterschaft führte, betreut ihn nicht mehr. Statt dessen wird der Weltklasseathlet seit dem 13. Dezember von seinem Cousin Somkhit Phongyoo trainiert. Dass dieser radikale Einschnitt negative Folgen für die weitere sportliche Karriere haben kann, glauben die Kothnys nicht. „Möglich ist es, aber die bisherigen Turniere lassen Kontinuität erwarten”, sagt Vater Erik. Schliesslich habe Sohn Willi vor drei Wochen in London sein erstes Weltcup-Turnier gewonnen. „Man wird ein Jahr warten müssen, um gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen”, weiss Erik Kothny.


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