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Fecht-WM der Junioren und Kadetten in Keszthely/Ungarn 1999

Neue Fechtdisziplin
aus der Taufe gehoben

Meldung vom 01.04.1999

Keszthely: Während des Rahmenpro-
gramms zur Fecht-Weltmeisterschaft der Kadetten und Junioren im ungarischen Keszthely wurde eine neue Sportart aus der Taufe gehoben:

Neben den klassischen Fechtdisziplinen Säbel, Degen und Florett wird fortan das „Schattenfechten” für Schlagzeilen sorgen.

Das internationale Publikum nahm die ersten Vorführungen mit Begeisterungs-
stürmen auf.



Der Internationale Fechterbund erhofft sich durch die Einführung dieser neuen Sportart einen größeren Zulauf vor allem im Bereich der Zuschauerzahlen. War es für den interessierten Laien bisweilen fast unmöglich, Treffer in der Kürze der Zeit richtig zuzuordnen, wird dies in Zukunft zum Kinderspiel. Wie beim altbekannten Schattenboxen bewegen sich die Sportler im Zeitlupentempo, wodurch auf faszinierende Weise jede feinste Nuance im Bewegungsablauf zu beobachten ist.

Einen weiteren Attraktivitätsbonus verdient sich das Schattenfechten (in Insiderkreisen liebevoll auch „Schneckenfechten” genannt) durch die Tatsache, daß teure Schutzausrüstungen überflüssig werden. Somit kann dieser Sport von jedem Privatmann - oder jeder Privatfrau - betrieben werden, ohne zu große Investitionen tätigen zu müssen. Interessierte können gefahrlos auf Probe schattenfechten ohne bei Nichtgefallen auf der teuren Ausrüstung sitzenzubleiben und die Vereine sind nicht mehr auf großzügige Sponsoren angewiesen. Allerdings werden sich diejenigen Fechter, welche unter ihren Masken dem Gegner Grimassen schnitten, wohl einen neuen Weg suchen müssen, ihre Aggressionen abzubauen.

Ein weiterer - nicht zu verachtender - Gesichtspunkt ist der ökologische Aspekt. Elektrische Ausrüstungen werden in diesem Sport nicht mehr benötigt. Einsparungen im Kilowatt-Bereich sollen theoretisch möglich sein.

Vom ersten Tag an konnte das Schattenfechten neue Fans für sich gewinnen. So zum Beispiel die holländische Florett-Legende April Jux, die spontan ihren Platz in der niederländischen Junioren-
nationalmannschaft aufgab, um sich voll und ganz auf diese neue Erfahrung konzentrieren zu können. „Bisher hielt ich das Florett für das Beste, was mir in meiner bisherigen Sportkarriere begegnet ist, aber Schattenfechten gibt mir auch noch den letzten Kick !” so Jux, die neben ihrem Hallen-Jojo-
Meistertitel auch schon einen Weltcup im Synchron-Skispringen gewinnen konnte. „Schattenfechten verbindet asiatische Meditationstechniken mit einem energiegeladenen Hochleistungssport, und das fasziniert einfach !”.

Diese Ansicht teilt auch Dr. Rainer Humm-Bugh, einer der Gründungsväter: „Schattenfechten ist für jeden etwas, egal ob jung oder alt. Es entspannt und stimuliert gleichzeitig, gibt innere Kraft und Selbstsicherheit. Leider haben wir die Gelegenheit verpasst, diesen Sport bei Olympia 2000 in Sydney vorstellen zu dürfen...”. Spätestens zur Olypmiade 2004 soll es aber dann soweit sein. Und man darf gespannt sein, wie sich das Fechten in slow-motion bis dahin entwickelt hat. Es wäre nämlich zu schade, wenn sich das „Schneckenfechten” in sein noch so junges Schneckenhaus zurückziehen und wieder in Vergessenheit geraten würde...


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