« Vorherige Meldung Gesamtübersicht Nächste Meldung »  

”Willi hilft”-Projekt fertiggestellt

Meldung vom 09.01.2007, Copyright www.kothny.de

Ban Bangsak: Am 7. Januar 2007 wurde in Ban Bangsak das letzte Projekt von ”Willi hilft” an die Bewohner übergeben, eine Begegnungsstätte. Der folgende Beitrag will erläutern, was es damit auf sich hat.

Nur Katzen sieht man keine: Entweder haben sie die Hunde gekillt, oder sie verstecken sich vor ihnen. Ansonsten bietet das thailändische Ban Bangsak an der Andamansee alles, was zum Klischee eines Fischerdorfes gehört:

Schweine grunzen um die 30 Häuser, die hat der Kob- lenzer Olympia-Medaillengwinner Willi Kothny nach dem Tsunami von deutschen Spedengeldern hier gebaut hat. Für die Einheimischen sind es Prachtbauten, denn vor der Flut hatten sie in einfachen Palm- und Bambushütten gelebt. Nicht geändert aber hat sich der Tagesablauf:

Immer noch verlassen die Fischer ihr Dorf, ehe die ersten Hähne krähen.

Wenn die Sonne durch die Palmwedel blinzelt, und die Kinder zur Schule gehen, haben ihre Väter bereits ihre ersten Reusen aus dem Meer gezogen, um wieder einmal festzustellen, dass die Ausbeute von Jahr zu Jahr schlechter wird.

Wenn sie dann Abends mit einem Eimer voll Fischen nach Hause kommen, wird es gerade für das Abendessen reichen und einen Plastikeimer voll Sprit - um am nächsten Tag wieder mit dem Longtailboot hinauszufahren, um sein Glück erneut zu versuchen.

Und wenn mal von einem grossen Fang ein paar Baht in die Kasse kommen, wird es weggelegt, wenn mal der Boots-Motor ein Ersatzteil braucht.

Andere haben es aufgegeben, die engen Reviere in der Andamansee zu befahren, und jobben lieber als Tagelöhner auf einer der angrenzenden Gummiplantagen, da sind drei Euro am Tag sicher. Das reicht für einen Topf Reis, Gemüse und Gewürze.

Als Zutat hat die Hausfrau vom nahen Strand ein paar handvoll Miesmuscheln geholt und sie mühevoll für das Abendessen aufgeklopft:

Kein Wunder, dass die Menschen an der Andamasee kein Fett ansetzen können. Und auch der Besitzer einer kleinen Rinderherde, die in der Nacht zuflucht in einem Kral in der Ortsmitte sucht, ist von Fettpolstern weit entfernt.

Das karge Leben aber wird jetzt besser werden: Von Deutschen und Schweizer Spedengeldern hat Willi Kothny nicht nur den Seezigeunern von Ban Bangsak ein neues Zuhause gegeben, sondern er will ihnen auch eine bessere Zukunftspersektive bieten:

Ein kleines Resort mit 14 Zimmern soll einfülhsame Touristen ins Dorf bringen. Menschen, die sich für das Leben der Morgans - wie sich die Sea-Gypsies selbst nennen - interessieren.

Für umgerechnet fünf Euro können Interessierte Fischer auf ihrer Tagestour begleiten und beim Einholen von Netzen und Reusen behilflich sein. Am Abend landet der Fang als Belohnung fur einen schweren Arbeistag auf dem Grill.

Morgan Holiday” heisst das Resort mitten im Fischerdorf von Ban Bangsak und bietet so etwas, wie ”Ferien auf dem Bauernhof” - halt nur unter Palmen und zum erschwinglichen Preis von zehn Euro pro Tag und Doppelzimmer.

Zwischen Dorf und Gästebungalows, das ”Haus Willi”, eine Begegnungsstätte, in der sich Einheimische und Touristen näher kommen können. Samt einer Nachhilfe-Schule, in der die Älteren das 1x1 und das Alphabet lernen, denn die wenigsten Morgans können lesen und schreiben. Das soll sich ändern, denn die Begabten dieser ethnischen Minderheit sollen eine Chance in der Gesellschaft bekommen.

Aber das Ganze ist nicht als Einbahnstrasse gedacht, denn auch die Morgans haben etwas zu vermitteln, nämlich: wie lebe ich im Einklang mit der Natur. Wissen, dass die zivilisierte Welt erst wieder lernen muss.

Und wer die Natur aufmerksam beobachtet, wird sehen, dass die Katzen von Bangsak erst durchs Dorf schleichen, wenn sich die Hunde zum Schlafen eingerollt haben. Es gibt sie also doch, aber hier nehmen die Tiere den Platz im Leben ein, der ihnen von Natur aus zugedacht ist. Für Kuscheltiere ist in dem kleinen Fischerdorf an der Andamanseee kein Platz.



Der Rohbau des Morgan Holiday Resorts.


  « Vorherige Meldung Gesamtübersicht Nächste Meldung »