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Deadline verpasst

Meldung vom 02.10.2006, Copyright www.kothny.de

Lieber Non, liebe thailändischen Fechtfreunde,

nun ist passiert, wovor ich 15 Jare lang Angst hatte. Durch einen unverzeihlichen Fehler habe ich den Start eines Fechters bei einem wichtigen Turnier verhindert.

Es ist, wie wenn man jemanden tötet: Es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Man kann nach Erklärungen suchen, herausfinden, ob es vorsätzlicher Mord war, Totschlag oder fahrlässige Tötung. Was es war, darüber mögen andere urteilen.

Fakt ist: Bei der WM in Turin erkundigte sich Nontapat bei mir, wann er dran ist. Ich gab ihm die fälschliche Auskunft: „Am Nachmittag.” - eine Falschaussage, denn tatsächlich mussten die Florettfechter schon um 8 Uhr morgens antreten. Als Non kam, war die Vorrunde gelaufen und Non draussen.

Monatelange Vorbereitung in den USA: umsonst, Trainingscamp in Moskau: umsonst, Visa-Beschaffung in der letzten Minute: umsonst, Kauf einer neuen Fechtausrüstung, weil das Gepäck aus Moskau hängen gebleiben war: umsonst.

Durch meine Fehlinformation verliert Non die WM-Punkte aus dem Vorjahr, fällt in der Weltrangiste zurück. Ohne eigenes Verschulden.

Das Tragische: es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Nicht umsonst gibt es in der englischen Sprache für so etwas den Ausdruck ”Deadline”.

8 Uhr war Deadline für die Florettfechter. Sie waren nicht da, und wurden aus dem Wettkampf eliminiert.

Mit meinem Fehler muss ich selbst fertig werden, das nimmt mir niemand ab. Non und alle, die ihm die Daumen für eine erfolgreiche WM gedrückt haben, kann ich nur um Entschuldigung bitten, diesen Fehler gemacht zu haben.

Ich werde einen derartigen Fehler auch nicht mehr wiederholen, denn der Vorfall zeigt, dass es in einem gewissen Alter wohl besser ist, sich aus Geschäften zurückzuziehen, in denen es Deadlines gibt. Für Non kein Trost.



               Erik Kothny


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