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AFAT vor Neuanfang
Teil 4: Welchen Weg
muss das thailändische Fechten gehen?

Meldung vom 26.04.2005, Copyright www.kothny.de


Eckpfeiler einer neuen Struktur sind:

  1. Kinder- und Jugendabteilungen sind die Zukunft des Fechtsports

  2. Ohne Zielsetzung und Saisonplanung ist keine Leistung möglich

  3. Flexible Struktur durch Aufgabenverteilung zwischen Präsidium, Sektionen und Vereinen

1. Die Situation im internationalen Vergleich

Sieht man einmal von Willi Kothny, Nr.16 der Weltrangliste, und Nr. 99, Panchan Nontapat ab (Stand 25. April 2005), muss man die Weltranglisten lange nach unten durchforsten, ehe man auf thailän- dische Fechter stößt. Das sind die Auswirkungen einer über Jahrzehnte andauernden Fehlplanung des thailändischen Fechtverbandes.


2. Die nationale Situation

Die nationale Situation ist undurchschaubar. Wer vor Wochen und Monaten auf die inzwischen stillgelegte Homepage der AFAT zappte, vermißte einige für den Leistungssport unverzichtbare Kriterien:

  1. Die Jahresplanung der Turniere

  2. Die aktuelle nationale Rangliste (Aktive, Junioren und Kadetten)

  3. Die Zielsetzung

  4. Internationale Thai-Obleute


Folge:

  1. Durch die fehlende Jahresplanung ist kein professioneller Trainer in der Lage, einen vernünftigen Trainingsplan aufstellen.

  2. Durch die fehlende Aktualität der nationale Rangliste weiß kein Sportler, wo er steht und wie er sich zum ”Nationalfechter” qualifizieren kann.

  3. Durch die fehlende Zielsetzung dümpelt der Fechtsport planlos vor sich hin.

  4. Da Thailand über keinen einzigen FIE-Obmann verfügt, werden thailändische Fechter bei internationalen Wettkämpfen benachteiligt.


Weitere Faktoren:

Die Schwerfälligkeit der nationalen Turniere (alle Waffen, alle Geschlechter, alle Altergruppen zur selben Zeit) verhindert eine Abstimmung auf den internationalen Turnierplan.

Folge: Der thailändische Fechtsport schmort im eigenen Saft. Sportler, die internationale Wettkämpfe bestreiten, haben kaum Chancen, sich an nationalen Ausscheidungen zu beteiligen. Dadurch gerät die nationale Rangliste in Schieflage. (z.B. Willi Kothny: Rang 16 der Weltrangliste, Rang 59 nationale Thai-Rangliste)

Die finanzielle Unterstützung von Leistungssportlern ist undurchschaubar. Einige Sportler wurden in der Vergangenheit für viel Geld zu zweitklassigen Satelliten-Turnieren nach Europa geschickt, anderen, wie Nonthapat, verwehrte man die Unterstützung zur Teilnahme an Grand Prixes, wo es um die Olampiaqualifikation ging.Unterstützungsgelder von der Sport Authority of Thailand (SAT) kamen (wenn überhaupt) oft nicht in voller Höhe beim Sportler an. Ihr Verbleib verlief im Dunkeln.

Als psychologischer Faktor kommt hinzu, dass viele thailändische Fechtfunktionäre und Sportler sich offen freuen, wenn Athleten aus einem anderen Lager bei internationalen Turnieren schlecht abschneiden. Hier fehlt es an nationaler Solidarität, ohne die im Sport nichts läuft.


3. Der Ausweg:

Oberstes Ziel muss es sein, den Fechtsport am Leistungsprinzip auszurichten. Das heißt: Nur Athleten, die sich in einer offenen Rangliste vorne platzieren, werden gefördert. Ausnahmen nur in begründeten Einzelfällen. Daneben kann natürlich auch der Hobbysport Bestand haben.

Konkret ist in Zukunft folgendes zu tun:

  1. Aufstellen einer verbindlichen Jahresplanung zu Beginn der Saison, die mit der Weltmeister- schaft der Aktiven endet.

  2. Führen einer offenen nationalen Rangliste in allen Alterstufen. Die Rangliste ist unmittelbar nach Beendigung eines Qualifikationsturniers zu aktualisieren.

  3. Am Ende der Saison werden für die neue Saison Leistungs-Kader aufgestellt (A-Kader = WM-Nationalfechter, B Kader = Weltcup-Nationalfechter, C-Kader = erfolgversprechender Nach- wuchs).

  4. Die AFAT muss Ziele für die jeweiligen Altergruppen und Disziplinen vorgeben.

  5. Die finanzielle Unterstützung muss sich an der Leistung orientieren. Geld bekommen Kaderfechter für ein Jahr. Damit können sie die Saison planen. Ausnahmen können dort erfolgen, in denen Sportler aufgrund von Verletzungen oder ungünstiger Terminplanung keine Gelegenheit hatten, an thailändischen Qu-Turnieren teilzunehmen.

  6. Die AFAT muss ihre Struktur flexibler organisieren. Für jede Waffe muss ein eigener Be- auftragter verantwortlich sein. (Beispiel: Siehe Anhang)

  7. Es muss verhindert werden, dass junge Fechter aus Vereinen zu Armee, Polizei oder Uni abwandern, weil diese besser zahlen. Durch Kooperationen zwischen Verein und Uni, Militär oder Polizei kann die Verbindung zum Mutterverein erhalten bleiben. Bei finanziellem Ausgleich kann sogar der alte Trainer weitertrainieren.

  8. Die AFAT sollte sich bemühen, Satellitenturniere in allen Waffen nach Thailand zu holen. Das würde Reisekosten ins Ausland sparen und den internationalen Wettkampf fördern. Darüber hinaus müssen Turniere in SEA-Gebiet besonders gefördert werden.

  9. Die AFAT muss die Obmannausbildung forcieren. Schlechte nationale Obleute (meist ohne Prüfung) senken nicht nur das Niveau thailändischer Fechter, auch werden Thaifechter bei internationalen Turnieren benachteiligt.

  10. Trainerschulung ist das A und O der Ausbildung. Ausländische Trainer sind kein Allheilmittel. Ihnen geht es meist um Geld, nicht um den thailändischen Fechtsport. Der Nationaltrainer muss die Heimtrainer ins Training einbinden und nicht deren Aufgabe übernehmen. Die Trainerschulung muß in der Aufbauphase der neuen AFAT unbedingter Vorrang eingeräumt werden. Es kann nicht angehen, dass es im gesamten Verband nur einen einzigen Thai-Trainer mit gültiger Trainerlizenz gibt.

Alle thailändischen Fechter und Vereinsfunktionäre sollten sich nicht scheuen, Ihre Meinung nicht nur hinter vorgehaltener Hand zu formulieren, sondern sie offen und konstruktiv in eine ”nationale Diskussion” einzubringen.

(Ich selbst habe schon vor drei Jahren angeboten, der AFAT mit meiner über 10 Jährigen Erfahrung im internationalen Fechtgeschäft zur Seite zu stehen. Mein Angebot, auch mit General Chaisit Shinawatra ein Gespräch zu führen, bleibt bestehen. Überhaupt sollte es eine breit angelegte Diskussion über die Zukunft der AFAT geben, in der alle Meinungen zu einem nationalen Brainstorming einfließen.)


Diagramm Umstrukturierung AFAT



Die AFAT sollte nicht alles durch ihr Präsidium regeln, sondern unter dem Präsidium Fachverbände einrichten, die ihre eigenen Wettkampfplanungen machen und Athleten nach ihrer Leistung zu internationalen Turnieren schicken.

Je nach Leistung der Fechter weist AFAT den Fachgruppen Gelder zur Finanzierung zu. Gelder werden aber von AFAT- oder SAT-Schatzmeister verwaltet.

Fachgruppe schlägt (mit WC, SEA-Games, Asien Champ abgestimmte) Turnierplanung an AFAT vor.

Die Wettkämpfe werden von den Vereinen unter Aufsicht der AFAT durchgeführt. Das Präsidium ist ein Führungsorgan, den Vereinen obliegt die Durchführung. Das gilt auch für Thai-Champ, Thai-Open, Weltcups und Asienspiele. (AFAT kann sich bei großen Events die Federführung vorbehalten). Durch dieses System wird den einzelnen Waffen und den Vereinen mehr Verantwortung auferlegt und die AFAT von organisatorischen Kleinigkeiten entlastet. Sie kann die weittragenden Entscheidungen treffen und bindet sich nicht durch Tagesgeschäfte oder Turnierorganisation.

Insgesamt muss das Management professioneller werden. Auch sollte man überlegen, ob man einen bezahlten Sportdirektor einstellt. Guter Wille alleine genügt nicht für diesen Posten, au diese Stelle gehört ein Profi, der sich um den Verband kümmert und seine Stellung nicht dazu missbraucht sich durch den Verkauf von Fechtequipment persönlich zu bereichern.


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