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Korruption auf dem Vormarsch

Meldung vom 04.02.2005, Copyright www.kothny.de

(Teile des Berichtes sind aus Sicherheitsgründen nicht widergegeben. Jetzt schlafen sogar Arbeiter bei Willi, um über seine Sicherheit zu wachen. Grund: Willi kämpft gegen die aufkeimende Korruption.) Hier sein Brief:

Hallo Erik,

ich weiss, dass wir in den letzten paar Tagen mit der Berichterstattung geschludert haben. Ich selber war sehr beschäftigt mit der Koordination von unserem Bau. Ich habe den Bewohnern mitgeteilt, dass es mir am Herzen liegt, dass sie ab sofort nicht mehr anderen zu folgen haben, sondern jetzt ihre eigenen Bauherren sind; dass heisst, dass ich von nun an nur noch als Helfer und Cheerleader fungiere. Nicht mehr und nicht weniger.

Mit ihren Spenden haben ihnen die Deutschen die Möglichkeit gegeben, wieder neu anzufangen. Es liegt nun an ihnen, was sie daraus machen. Ich hab mich aber mit diesen Leuten hier so sehr angefreundet, dass meine Anstrengungen nicht nur bei Unterstützung geblieben ist. Ich habe gemerkt, dass es sehr intelligente und höfliche Menschen sind. Im Gegenteil, sie sind für mich fast mehr wert als die sogenannten Thai-Buddhisten. Bei ihnen ist Ehrlichkeit noch was gelebtes.

Nach unserem ersten fertigen Haus haben die Morgans in der Presse in Thailand zumindest schon mal Gehöhr gefunden. Das ist ihnen bisher noch nie passiert. Welches Gewicht dieses Gehör hat, müssen wir erst noch sehen. Ich habe ihnen aber gesagt, dass alleine unser erstes fertiges Haus so einen Presserummel erzeugt hat, dass, wenn wir es schaffen, die restlichen Häuser bis zum 26. März (3 Monate nach dem Tsunami) aufzustellen und die Morgans einiges für ihre Zukunft tun können. Alles ist möglich.

Im Grunde genommen versuche ich, ihnen wieder Hoffnung zu geben, und sie haben die Hoffnung wieder. Alleine daran zu glauben, dass sie es bis zum 26. März schaffen können, ihr Dorf wieder aufzubauen. Dadurch hätten sie erneut die Möglichkeit, sich vor der Presse Gehör zu verschaffen. Das gibt ihnen anscheinend so viel Kraft, dass sie bis zum 6. Februar die restlichen Säulen einlassen wollen.


Am Morgen gegen 9:00 Uhr


Gegen Ende um 18:00 Uhr

Auf der Baustelle

Zwischendurch haben wir unsere ”best class of 2005” verabschiedet, das heisst die Studenten von der Universität Technic Pathumwan . Diese Gruppe hat mit Jörg als Teamcaptain so viele Löcher gebuddelt, dass man meinen könnte, er wolle sich durch die Erdkruste zurück nach Deutschland graben.

Der Typ in der Mitte war ja so unbeliebt, da er statt zu glotzen geklotzt hatte.

Am Ende hat er ihnen ein paar Flaschen Whiskey spendiert. und alle waren ein Herz und eine Seele ;-)

Die Tage davor hatten die Leute neben dem Ackern ihren Spass. Am 1. Februar wurden die Sperrholzplatten vom Tempel sinnvoll umfunktioniert, sodass sie jetzt als Gussformen fungieren. Aber bevor dies möglich war, konnten Thais sowie Deutsche was von einander lernen.


Mr. Somchai zeigt Horst, dass Not erfinderisch macht: Der selbstgebaute Schreinertisch.

Horst aber zeigt Mr. Somchai, dass Sicherheit auch wichtig ist, und baut einen Notschalter direkt in die Reichweite von Mr. Somchai.

Aber auch der Spass bleibt nicht aus.

Hier wird der Marsch geblasen. Entspannung nach der Arbeit. Man kann es sich ja auch schön machen ;-)















Kampf gegen Korruption

(Dieser Abschnitt ist teilweise gekürzt, Namen sind teilweise gestrichen)

Nebenbei habe ich eine nette Bekanntschaft mit dem Kamnan gemacht. Der Kamnan ist die Person, die sich um die Grundstücke kümmert. Nebenbei verwaltet er zusammen mit einer weiteren Personen und dem Dorfältesten das Tsunami-Spendenkonto für die Morgan ... Nur keiner weiss, wieviel darauf ist oder war.


Kamnan: Hm, was mag er wohl denken?

Als ich wissen wollte, wie viel Geld auf dem Konto ist, hat er mir direkt klar gemacht, dass ich mich nicht in solche Angelegenheiten einmischen soll, da ich nur ein Freiwilliger sei. Der Grund, warum ich ihn aufgesucht habe, war, dass sich meine Arbeiter darüber beschwert hatten, dass sie nichts von den Spendengeldern abbekommen hätten, da sie ja bei mir auf dem Bau helfen und bezahlt würden. Ich wollte mich im Grunde nur informieren, und er hat mich sehr unwirsch abblitzen lassen. Ein Teil meiner Arbeiter schläft jetzt bei mir. Sie haben mir gesagt, dass der Kamnan viele Polizisten kenne, und er selbst immer eine Waffe im Auto aufbewahrt.


Das ist sein Kollege, der Präsident aller OBD’s in Bang Muang.
OBD’s sind Personen, die unter dem Dorfältesten stehen
und eigentlich das Sprachrohr der Bewohner sein sollten


Hier wird im Namen der Morgan zu Spenden aufgerufen.
Nur die Morgan meinen, dass sie nichts davon haben werden :-(

Eines verstehe ich nicht und kommt mir sehr merkwürdig vor: Vor dem Tsunami konnten hier alle miteinander leben und jetzt müssen die Überlebenden des Tsunami ihren zweiten Kampf ums Überleben aufnehmen. Jetzt heißt es, sich gegen die Politik ... zu wehren.

(Einzelheiten der hier folgenden Passage habe ich dem Auswärtigen Amt in Berlin zur Prüfung vorgelegt, da einige der Sea-Gypsies zu Opfern Deutscher Spendenpolitik werden. Wegen eines mit deutschen Spendengeldern finanziertes Krankenhaus sollen sie von dem Grund und Boden verjagt werden, auf dem sie seit über 100 Jahren siedeln.)

Für die Überlebenden jedenfalls heißt es, den Kampf gegen Korruption und Geldgier ... aufzunehmen.

Mehr Informationsmaterial wird geschickt.

Willi


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