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Über das thailändische Fechten

Kommentar von Erik Kothny vom 04.12.2002

Die ganze Hoffnung des thailändischen Fechtens lag bei Wiradech ”Willi” Kothny und seiner erhofften Goldmedaille bei den Asienspielen. Nun, Willi Kothny hat diese Hoffnungen nicht erfüllt; wobei hier nicht untersucht werden soll, ob die Schuld daran an einem Obmann lag, der Willi nicht gewinnen lassen wollte, oder am Athleten selbst, der nervlich überfordert war, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Was blieb, war Enttäuschung und Resignation.

Unter der Überschrift ”The losing scenario continues” analysiert Edward Thangarajah von der Bangkok Post das Grundübel des thailändischen Sports mit den Worten: „He (Prof. Anwar Chowdhry) claimed that Thai officials are only interested in places and positions and are not thinking about the future of a sport which has the potential of making continuous gold-winning strikes in the Olympic Games.”

Natürlich wäre es sowohl für Thai-Offizielle als auch für mich als Manager schön gewesen, Wiradech wäre mit einer Goldmedaille aus Busan zurückgekehrt. Doch er tat es nicht. Und weil er es nicht tat, herrscht - ausser bei mir - Heulen und Zähneknirschen. Warum nicht bei mir ? Weil ich weiß, dass es für die Zukunft der Amateur Fencing Organisation of Thailand unerheblich ist, ob Willi mit oder ohne Goldmedaille zurück ist. Natürlich wäre es mit Gold einfacher gewesen Sponsoren zu gewinnen, aber an der harten Aufbauarbeit des Nachwuchses hätte es nichts geändert. Und die muß unbeirrt von Erfolg oder Misserfolg eines einzelnen Athleten geleistet werden.

Für Aufbau einer Leistungsgruppe im Fechten ist es unerlässlich, sich über folgende Grundsätze im Klaren zu sein:

  1. Zukünftige Leistungsfechter müssen im Alter zwischen 10 und 12 Jahren mit dem Training beginnen. Wer später beginnt, wird international kaum Chancen haben.

  2. Das Training im Vor-Kadetten-Alter liegt bei mindestens 3 Tagen.

  3. Ab dem Kadetten- und Juniorenalter ist ein tägliches Training von mindestens 2 Stunden erforderlich. Wer dies nicht leisten möchte, hat keine Chance im internationalen Vergleich.

  4. In der Nationalmannschaft beträgt das wöchentliche Training in der Wettkampfzeit 12 Tainingseinheiten (also täglich 2 x 2 Stunden).

  5. Über alle Vereinsgrenzen hinweg muß ein wöchentlicher Wettkampf der ”Top Ten of Thailand” angesetzt werden.

Thailändische Fechter müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie nur im gegenseitigen Leistungswettbewerb wachsen können. Dazu sind keine (teuren) Auslandsaufenthalte notwendig und keine (teuren) ausländischen Trainer. Allein der Wille zur Leistung zählt. Thais sind in der Lage, es selbst zu schaffen.

Und noch etwas ist notwendig: Geduld. Vielleicht war es aus dieser Hinsicht gar nicht so schlecht, dass Willi ohne Gold von Busan nach Hause kam, denn eine Medaille hätte über die Wahrheit hinweggetäuscht, dass man für Leistung arbeiten muß. Und noch eine andere Wahrheit kam zutage: Vor Rückschlägen ist keiner gefeit, auch nicht ein Wiradech Kothny.


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