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Fechterbund straft Thailand-Rückkehrer Kothny ab

sid-Meldung vom 26.02.2002

(sid) - Im ”Nationalitätenstreit” zwischen Säbelfechter Wiradech Kothny und dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB) ist kein Kompro- miss in Sicht, der dem ”Heimkehrer” einen baldigen Start für den thailändischen Fechtverband in Aussicht stellt. „Ich sehe keinen Grund, von der üblichen dreijährigen Sperre bei einem Verbands- wechsel abzurücken. Das ist keine Willkür von uns, sondern eine festgelegte Sache”, bekräftigte Gordon Rapp im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). Der DFeB-Präsident reagierte damit auf eine latente Forderung von Kothnys Vater Erik, der den Verband um eine Freigabe und Nachsicht gebeten hatte, „denn eine Pause von drei Jahren würde das Ende der Karriere für meinen Sohn bedeuten.”

Der Olympia-Dritte ”Willi” Kothny hatte sich vor zehn Tagen endgültig für einen Wechsel zum thailändischen Verband ausgesprochen. Seine Entscheidung begründete der 22 Jahre alte gebürtige Thai, der im Alter von drei Jahren als Adoptivkind nach Deutschland ge- kommen war, mit dem Vorhaben, an der Internationalen Universität von Bangkok Kommunikationswissenschaft zu studieren. Da der DFeB nicht bereit gewesen sein soll, für Kothny die künftigen Reisekosten zu den Weltcup-Turnieren von rund 15.000 Euro pro Jahr zu übernehmen, entschied sich der Europameister von 1999, für sein Geburtsland an den Start gehen zu wollen.

Doch den flugs vom thailändischen NOK an den Deutschen Fechter-Bund gesandten Freistellungs- antrag empfand besonders DFeB-Sportdirektor Claus Janka als „unfreundlichen Akt”. „Wenn ein Athlet mitten im Olympiazyklus ohne Abstimmung zu einem anderen Verband wechseln will, ist das nicht die feine Art. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt”, polterte Janka - wohlwissend, dass auch Kothnys Vater und Manager Erik („Das war dilettantisch”) das Vorpreschen der Thailänder verurteilte. Ein Dorn im Auge ist den Funktionären vor allen Dingen die Vorstellung, ein jahrelang auch mit finanziellen Mittel des DFeB geförderter Kothny könnte den deutschen Athleten demnächst als Thailänder auf der Planche „die Jacke vollhauen” (Janka). Auch Präsident Rapp, vom „sprunghaften Verhalten” Kothnys enttäuscht, gesteht, „dass wir Willi nur ungern verlieren.” Der Verbandsboss ist zwar zu einem Gespräch mit der Kothny-Partei bereit, sieht aber trotzdem wenig Chancen auf eine Einigung.


Anmerkungen von Erik Kothny:

Willi und ich haben Herrn Rapp in einem einstündigen Gespräch die Situation des Sportlers erläutert, die in der Entscheidung zwar überraschend kam, aber für einen Jungen nach dem Abi nichts ”sprunghaftes” darstellen dürfte, und auch für einen engagierten Sportfunktionär, wie Gordon Rapp nicht geeignet ist, enttäuscht zu sein:

  1. Nach Olympia machte Willi das Abitur.

  2. In den Ferien nach dem Abitur entschied er sich an der Internationalen Uni von Bangkok zu studieren. Er hatte dort ein Stipendium erhalten (Traum jedes Studenten).

  3. Willis Hauptsponsor sprang auf dem Höhepunkt der Karriere des Bronzemedaillengewinners (Platz 3 der Weltrangliste) ab. Die Turnierkosten waren ab diesem Zeitpunkt nicht mehr bezahlbar.

  4. Der Thailändische Fechtverband bot an, die Kosten zu übermehnen, wenn Deutschland nicht zahlt.

  5. Der DFeB - von der Situation informiert - entschied: keine Kostenübernahme durch Deutschland und kein Erlassen der Sperre, falls Willi für Thailand startet.

  6. Die ”Erklärung” Willis vom Rücktritt kam nicht von ihm, sondern wurde ihm in Bonn von DFeB-Funktionären abgerungen.

Falsch im Leadsatz ist, dass Wiradech Kothny mit dem Deutschen Fechterbund die Klingen kreuzt. Kothny ist nichts weiter als ein Bittsteller. Auch wurde der DFeB von keinen der Kothnys angegriffen. Die Position des DFeB ist rechtlich korrekt. Es geht ausschliesslich darum, den DFeB zu einem grosszügigen und freundschaftlichen Akt gegenüber einem seiner erfolgreichsten Sportler zu bewegen. Dazu kommt der völkerverständigende Aspekt: Eine Kooperation mit dem thailändischen Fechtverband wäre ein noble Geste und Deutschland hätte einen Verbündeten in Sachen Fechten in Fernost. Heute vielleicht noch nicht, aber in 10 Jahren könnte dies ganz sicher zum Vorteil des Verbandes sein.

Interessant auch die Fragestellung an Deutsche Säbel-Fechter, ob sie denn wirklich Angst haben, dass Willi ihnen die „Hucke voll haut”...


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