Koblenz: Der Geschäfstführer der Fechtgemeinschaft CTG-Königs- bacher, Hans Melcher, nimmt seinen Hut. Damit setzt sich nach Meinung des ehemaligen FG-Vorsitzenden Erik Kothny der durch Jörg Rohrer eingeleitete Zerfall der Fechtgemeinschaft fort.

Kothny hatte bereits nach dem ersten FG-Jahr die Politik Rohrers kritisiert. Rohrer habe sich von Beginn der Fechtgemeinschaft an nicht an die Vereinbarung gehalten, wonach es Trainern verboten war, Einfluss auf Schüler anderer Trainer auszuüben. Kothny hatte damals kritisiert, dass sich Imre Bujdoso nie an diese Vereinbarung gehalten habe und mit Erfolg zwei Leistungsträger von Eberhard Mehl abwarb. Da Rohrer dem direkt ihm unterstehenden Landes- trainer nicht in die Schranken wies, habe er sein Amt als Präsident des Fechterbundes Mittelrhein missbraucht.

Wegen seiner kompromisslosen Haltung wurde Erik Kothny als 1. Vorsitzender auf einer von ihm als „Brauerei-Tribunal” bezeichneten Delegiertenversammlung abgewählt. Kothny: „Damit waren zwar die Sponsoren beruhigt, aber der damals von Monika Sauer und Hans Melcher unterstützte Anti-Leistungs-Politik Rohrers der Weg geebnet.” (Alle erfolgreichen Fechter der FG sind entweder Schüler von Eberhard Mehl oder trainieren in Bonn.)

Nach Olympia hatte auch Bronzemedaillengewinner Willi Kothny der FG wegen mangelnder Unter- stützung der Leistungsfechter den Rücken gekehrt und einen eigenen Verein gegründet. Damals wetterten noch CTG-Vorsitzende Monika Sauer und Hans Melcher unisono gegen Willis Verhalten. Beide werden jetzt durch den Rücktritt Melchers offensichtlich von der Vergangenheit eingeholt. Der Zerfall der Fechtgemeinschaft steht unmittelbar bevor. Was zurückbleibt, ist ein Scherbenhaufen: Meistertrainer Eberhard Mehl steht ohne seine Talente da. Monika Sauer muss einsehen, dass sie ihren Freund und Vorzeigecoach nicht genügend unterstützt und mit ihrer Nötigung gegen Willi Kothny ihrem Funktionärsimage geschadet hat. Hans Melcher bleibt nach den vergeblichen Versuchen der Einigung nur noch der Zynismus, mit dem er persönlich den Sturz Kothnys einleitete (Melcher: „Ich bin der U-Boot-Kommandant”).

Und auch einige Sponsoren dürften um die Erfahrung reicher sein: „Nicht jeder, der - wie Jörg Rohrer - schön redet, schildert auch die tatsächliche Situation”. Manche setzen halt - wie beim Lotto - auf ihre Lieblingszahlen, und werden dann bei der Ziehung enttäuscht. Bleibt der Trost: „Nächste Woche Du”. Vielleicht setzt sich ja jetzt die CTG wieder mit einem Erik Kothny an einen Tisch, erinnert sich an die CTG-Triumphe ihrer Säbler und integriert Bronzefechter Willi Kothny wieder in ihre Reihen. Und vielleicht findet sich auch ein Sponsor, der verhindert, dass ein Vorzeigeathlet in der Versenkung verschwindet, nur weil er die Reisen zu Weltcupturnieren nicht bezahlen kann. Er wäre das letzte Opfer der Rohrerschen FG-Politik.

Hier der Wortlaut der FG-Pressemeldung vom 08.01.2002:

Hans Melcher, Geschäftsführer und Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der Fechtgemein- schaft CTG-Königsbacher, hat zum 31.12.2001 sein Funktionärsamt niedergelegt.

In einer Vorstandssitzung vor den Weihnachtsfeiertagen hatte er seinen Entschluss bekanntgegeben und mit einer Mängelliste an seine Funktionärskollegen manifestiert. „Unter solchen gravierenden Spannungen, wie sie in unserer Gemeinschaft vorherrschen, ist eine weitere Zusammenarbeit nicht vorstellbar. Die Gemeinsamkeiten sind aufgebraucht. Ich werde die laufenden Geschäfte noch im Sinne der FG abwickeln und erkläre meinen Rücktritt zum Jahresende”, so der stellvertretende Vorsitzende der Coblenzer Turngesellschaft.

Sein Antrag, den Kooperationsvertrag der Fechtgemeinschaft zwischen der Coblenzer Turngesellschaft und dem Königsbacher SC aufzulösen, fand keine Zustimmung beim KSC.

Ob die Fechtgemeinschaft jedoch in ihrer derzeitigen Besetzung im Sommer 2002 eine Verlängerung erfahren wird, steht nach Aussagen der Beteiligten noch nicht fest.