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Säbelfechter gehen leer aus

Meldung vom 06.07.2001, Michael Unverdorben, www.ophardt-team.de

Koblenz: Auch wenn mehrere internationale Größen der Florett-Szene fehlten, stellte der vierte Tag der Fecht-Europameisterschaften in Koblenz ein absolutes Highlight dar. Simone Vanni (ITA) sicherte sich in beeindruckender Manier den Titel im Herrenflorett, Stanislaw Pozdniakov (RUS) entschied den Bewerb im Säbel klar für sich. In Abwesenheit von Florett-Aushängeschild Salvatore Sanzo (ITA), der sich zwei Europameistertitel in Folge sicherte, und Weltmeister Sergei Golubitsky (UKR) feierte Vanni im Florettfinale gegen Adam Krzesinski (POL) einen unerwartet klaren 15:6-Sieg. Zuvor konnte sich der neue Florett-Europameister unter anderem gegen seinen Landsmann und Michael Ludwig-Bezwinger Lorenzo Mammi (15:13), Polens Parade-Fechter Slawomir Mocek (15:14) und Attila Juhasz (15:12) aus Ungarn durchsetzen.

Der Deutsche Ralf Bißdorf (Heidenheimer SB), Weltranglisten-Erster und Zweiter bei den Olympischen Spielen in Sydney, verlor im Halbfinale gegen den späteren Silbermedaillen-Gewinner Adam Krzesinski (POL) mit 12:15. „Die Spitze ist im Florett sehr homogen. Sieg und Niederlage liegen spätestens ab dem Finale der letzten acht ganz eng zusammen. Mein Ziel bei der Heim-Europameisterschaft war aber immer eine Medaille”, gab der sympathische Ralf Bißdorf nach der Halbfinal-Niederlage zu verstehen.

Mit Spannung darf der Mannschaftsbewerb im Florett erwartet werden, der am Sonntag, den 08. Juli auf dem Programm steht. Deutschland und Italien waren im Finale der letzten 16 jeweils mit drei Akteuren vertreten. Auch Polen präsentierte sich mit zwei Fechtern im Viertelfinale sehr stark. Wenig Grund zur Freude herrschte im Lager der Österreicher. Michael Ludwig, Marco Falchetto und Joachim Wendt, die bei der Europameisterschaft in Madeira immerhin den ausgezeichneten zweiten Rang in der Mannschaft belegten, blieben hinter den Erwartungen. Während sich Wendt nach einem 4:15 gegen Hugo Miranda (Por) in der ersten Runde der Direktausscheidung verabschiedete, verloren Falchetto und Ludwig in die Runde der letzten 32 gegen Ralf Bissdorf (GER) und Lorenzo Mammi (ITA) verloren die Österreicher jeweils mit 11:15.

Im Säbel dominierten einmal mehr die Fechter aus Russland. Allein im Finale der letzten acht waren drei russische Akteure vertreten. Stanislaw Pozdniakov (RUS) sicherte sich trotz einer Verletzung in der Vorrunde - er rutschte auf einem neben der Bahn liegenden Säbel aus und verletzte sich am m. biceps femoris - sensationell den Europameistertitel. Im Finale bezwang Pozdniakov Julien Pillet mit 15:8. Bereits im Viertelfinale musste sich Sergej Charikov (RUS), Weltranglisten-Erster und Titelträger von Madeira, vom Turnier verabschieden. Der Russe verlor gegen Julien Pillet 11:15. Für die Koblenzer Lokalmatadoren Wiradech Kothny und Dennis Bauer (beide CTG-Königsbacher) war im Finale der letzten 16 Endstation. Der durch einen Virus geschwächte Kothny verlor gegen den späteren Europameister Stanislaw Pozdniakov 9:15, Bauer erzielte gegen Zsolt Nemcsik (HUN) acht Treffer.

Anmerkung von Erik Kothny:

Teamchef Matthias Behr nahm mich nach der Niederlage von Willi Kothny gegen Stanislav Pozdniakov zur Seite und sagte: „Ich muss jetzt zur Mannschaftsbesprechung, aber sagen Sie bitte Ihrem Sohn, dass er auf seine Leistung stolz sein kann. Er hat sein Bestes gegeben. Er braucht über sein frühes Aus nicht traurig zu sein. Wir zählen auf ihn beim Mannschaftswettbewerb am Sonntag.”

Annerkennende Worte des Teamchefs, die Bundestrainer Jochen Rieg bestätigte: „Mehr war heute nicht drin. Willi hat gut gekämpft. Er braucht sich nicht zu schämen.”

In der Tat: Auch ich war stolz auf meinen Sohn. Wer, wie ich gesehen hat, wie sich der Junge nach Kuba seit 1½ Wochen mit seinem Darmvirus herumgequält hat, von Doktor zu Doktor lief, an der Infusionsnadel hing (Danke dem evangelischen Stift St. Martin), sich vor dem Start übergeben musste, der weiss, wie dem Jungen zumute war. Willi nahm heute morgen den Säbel in die Hand, obwohl er ganz genau wusste, dass alles im Fiasko und einem frühen Aus enden würde.

Dennoch: Bis zum Umfallen hat er gekämpft, aufgebäumt hat er sich gegen die Niederlage - vergebens: Der Akku war eben leer, er musste den Kampf gegen die Natur verlieren. Dass er dennoch gegen den Italiener Rafaello Casserta gewann und dem Russen Stanislav Pozdniakov eine 9:15 abtrotzte, war eine Leistung, auf die der Junge stolz sein kann. Die Sportwelt ist mit der Meldung ”Kothny im Achtelfinale ausgeschieden” zur Tagesordnung übergegangen und widmete sich den Siegern des Tages. Aber für Willi war die Niederlage ein Sieg über sich selbst. Wer ihn auf der Planche gesehen hat, zollte dem jungen Athleten Anerkennung für seinen Willenseinsatz. Für das Publikum war es nicht nötig, von der Krankheit zu wissen - Willis Mimik und Körpersprache sah man es an, dass er sein letztes gegeben hat - und das ist es, was wirklich zählt.

Willi, ich bin stolz auf Dich.


  Ergebnisse Herrensäbel:
  1. Stanislav Pozdniakov, RUS
  2. Julien Pillet, FRA
  3. Zsolt Nemcsik, HUN
  4. Mihai Covaliu, ROM
  5. Sergej Charikov, RUS
  6. Alexei Diatchenko, RUS
  7. Balazs Lengyel, HUN
  8. Voldomir Lukachenko, UKR
  Deutsche Platzierungen:
  1. Dennis Bauer
  2. Wiradech Kothny
  3. Michael Herm
  4. Philipp Grimm
  Ergebnisse Herrenflorett:
  1. Simone Vanni, ITA
  2. Adam Krzesinski, POL
  3. Ralf Bißdorf, GER
  4. Attila Juhasz, HUN
  5. Slawomir Mocek, POL
  6. Delgado Javier Garcia, ESP
  7. Rouslan Nassibouline, RUS
  8. Gabriele Magni, ITA
  Weitere deutsche Platzierungen:
  1. Lars Schache
  2. Dominik Behr
  3. Christian Schlechtweg

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