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Willi Kothny jetzt auf Platz 3
der Weltrangliste

Meldung vom 25.06.2001, Copyright © 1998-2001 - www.kothny.de

Koblenz: Als Willi Kothny zu Beginn der Saison die Gründung seines eigenen Fecht- und Kampfsport Clubs Koblenz ankündigte, schlagzeilte die Koblenzer Rhein-Zeitung „Trauerspiel”, „Katastrophe”, „Willi hängt in der Luft”, und gab damit die Meinung einiger FG-Funktionäre wieder. Da Willi zudem nach Olympia das Fechten hinten anstellen und sich auf sein Abitur konzentrieren wollte, sah die Saison 2000/2001 eher düster aus.

Ein halbes Jahr später hat Willi Kothny das Abi ’01 unter Dach und Fach und verzeichnet als Sahnehäubchen die erfolgreichste Saison seiner jungen Säbelkarriere: Nr. 1 in Deutschland und Platz 3 der Weltrangliste (183 Punkte), noch vor der russischen Fechtlegende Stanislav Pozdniakov (154 Punkte). Die Bronzemedaille in Sydney, zwei Weltcupsiege und ein zweiter Platz machten dies möglich.

Erster Säbler in Deutschland und dritter Welt hört sich gut an, muss aber bei genauem Hinsehen relativiert werden: Gewiss ist Amateur Kothny in der Lage, bei entscheidenen Turnieren über sich hinauszuwachsen und alle Säbelstars dieser Welt zu schlagen, aber: Dem 21-Jährigen fehlt die Konstanz und Routine der osteuropäischen Berufsfechter. Selbst hinter ihm liegende Säbler wie Zsolt Nemcsik, Domonkos Ferjancsik, Rafael Sznayder oder Damien Touya sind als Profis und von der fechterischen Substanz her stärker einzuschätzen als der in Thailand geborene „Mungo”. Aber der ARD-Fair-Play-Preisträger kann nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden. Vielleicht lüftet gerade die Victoria von München das Geheimnis der Stärke von Kothny: Er tut stets das Ungewöhnliche und er tut es überraschend, denn wer - ausser Willi - verschenkt schon auf dem olympischen Siegerpodest seine Bronzemedaille an einen Teamkollegen ? Und wer ausser Willi springt seinen Gegner - gegen jede klassische Fechtregel - aus drei Metern Entfernung an ?

Sein thailändischer Vorname Wiradech heisst zudem „der Willensstarke”. Und wenn Willi zu etwas entschlossen ist, dann zieht er es auch durch - auf der Planche, wie im Leben. Willensstark bietet er unfairen Funktionären die Stirn oder geht den wechselnden Kurs seines Trainers nicht mit. Willensstark auch, sich mit seinem Bruder als neuen, unerfahrenem Coach - gegen jede Vernunft - dem Kampf mit der Weltspitze zu stellen.

Dennoch: Geheimnis des Erfolges bleibt das Trainingskonzept seines alten Trainers Eberhard Mehl, das Bruder Somkhit Phongyoo konsequent weiterführt; vielleicht nuanciert durch etwas mehr Einfühlungsvermögen und Dialogbereitschaft. Der Trainerwechsel war riskant - wie Willis Fechtstil. Somkhit Phongyoo zeigt, dass er bemerkenswerte Trainerqualitäten besitzt: Bei Lektionen und im Kraftraum unbarmherzig, hält er sich - wie sein Vorbild Mehl - beim Wettkampf eher zurück. Auch nervt er seinen „Schüler” auf der Planche nicht durch Nörgelei. Viel lieber analysiert er den Kampf und stellt anschliessend das Training darauf ein. Willi ist nicht der erste Säbelfechter, an dem der mit 23 Jahren wohl jüngste Erfolgstrainer Deutschlands sein Können unter Beweis stellt: Mit Peter Kulasza hatte er schon vor drei Jahren einen deutschen B-Jugendmeister geschmiedet - aus eigener Kraft. Und auch dem späteren deutschen A-Jugendmeister Andreas Hölzenbein hatte er die ersten Fechtschritte beigebracht.

Ob nun Willi Favorit für die EM in Koblenz ist ? Jein ! Dem Papier und der Rangliste nach kann er sich an seiner Favoritenrolle nicht vorbeimogeln, aber: Ein gutes Dutzend Säbler sind besser oder zumindest gleich gut wie Kothny - Lokalmatador Dennis Bauer oder Teamkollege Christian Kraus eingeschlossen. Seit seinem Europameistertitel vor zwei Jahren in Bozen, den Bronzemedaillen von Sydney und den beiden Weltcupsiegen in dieser Saison, wird die Schleichkatze „Mungo” von niemanden mehr unterschätzt. Ob er allerdings seine Weltklasse bei der EM in Koblenz ausspielen kann, wird die Tagesform zeigen und die seelische Ausgeglichenheit mit der er am 7. Juli in der Koblenzer Großsporthalle Oberwerth an den Start geht. Von Platz 1 bis 32 ist alles möglich. Und bei Anwesenheit der Russen ist ein erneuter Titelgewinn eher unwahrscheinlich.


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