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Der Tsunami brachte auch Vorteile

Meldung vom 17.02.2005, Copyright www.kothny.de

(Wegen einer längeren Dienstreise von Webmaster Martin Lehmann kann dieser Brief von Willi an seinen Vater erst jetzt veröffentlicht werden)

Hallo Erik,

heute waren wir leider nicht fischen, da die Morgan mir gesagt haben, dass sich durch den Tsunami das Landschaftsbild verändert hat. Ebbe und Flut geschehen wie zuvor. Doch durch die Kraft der Welle haben sich vorgelagerte Korallenbänke, die damals als Nahrungsgründe für die Fische dienten, jetzt überall direkt am Strand zusammengefunden. Jetzt, wo damals schöner weisser Sandstrand das Landschaftsbild beherrschte, herrschen nun zurückgelassene Korallen, Bäume und herausgewaschenes Gestein im Landschaftsbild vor. Die Morgan sagen, dass der Tsunami Tod brachte, aber er bringt auch Leben. Für die Morgan sind diese freigelegten Gesteine, sowie die angespülten Korallen nur positiv. Jetzt kommen die Fische hier zu uns, da sie durch die neuen Felsformationen hier am Strand Zuflucht und Nahrung finden können. Jetzt müssen wir nicht mehr soviel Risiko eingehen bei den Fischfängen. Wir brauchen nicht mehr so weit in das Riff hinauswaten um Fisch zu finden. So wie diese Schilderung, gibt es noch weitere gute Nachrichten.

Die unteren Bilderzeigen, dass die Morgan durch die Kraft der Welle auch Vorteile haben. Damals mussten die Morgan grosse Umwege in Kauf nehmen, um an ihren Heimathafen zu gelangen. Die Welle hat hier eine neue Zufahrt gegraben, sodass sie jetzt kürzere Wege haben. Wo vorher ein Landstück war, ist jetzt ein Zufluss. Das Land hier gehört eigentlich dem König, und wir haben damals im Auftrag des Königs noch Bäume für ihn gepflanzt. Jetzt gehört es Privatleuten, die sich dieses Land durch dubiose Geschäfte angeeignet haben. Die Morgan verstehen die Welt nicht. Da, wo sie damals für den König Bäume gepflanzt haben, werden jetzt durch Privatleute diese wieder gefällt. Die Morgan haben bei dem Anblick nur gestrahlt, denn durch diesen Kanal versprechen sie sich nur Vorteile.

Einmal sind die Fahrten nicht mehr so anstrengend, da der Kanal den Weg verkürzt hat. Zweitens bringt Süsswasser auch Nahrung für die Fische, sodass sie den Fisch vor der Türe haben. Drittens, das fehlende Landstück war ja sowieso nur geklautes Land, dass sich Privatleute ergaunert haben. Aber über die Schadenfreude bricht auch wieder Angst, denn diese Privatleute wollen, dass die Morgan nicht mehr in dieser Lagune ihre Schiffe reparieren. Sie sollen auch hier noch vertrieben werden. Was bleibt, ist die Ungewissheit über ihre Zukunft. Sie selber verstehen die Welt nicht mehr. Diese, die doch mit der Natur leben und sie versuchen, friedlich zu bewirtschaften, sollen vertrieben werden. Aber die, die mit grossen Treibnetzen alles zerstören können bleiben. Grosse Fangschiffe werden noch alles leerfischen und nebenbei den Meeresboden und alle Korallen mit hinwegreissen.

Wir sind wieder nur die Dummen, da wir leider nicht die Möglichkeit hatten, eine gute Schulausbildung zu geniessen. Wir können aber sagen, dass wir durch das Leben mit der Natur auch viel gelernt haben.



In der Lagune können sich die Morgan kaum noch halten. Der Fischfang vor der Tür ist hier jetzt sicher. Auf der anderen Uferseite war ihr kleiner Hafen.



Soweit das Auge reicht. Hier könnte die neue Morgan Schule entstehen. Dies ist ein kleiner Süsswasser See. Dies ist der Blick vom See aus bis zur Strasse.



Dies ist der Blick von der Strassen in Richtung See.



Nebenbei zeigen die Morgan mir, wie sie damals gelebt haben. Nur war das Haus vor dem Tsunami noch auf Stelzen. Die Morgan sind ihrer Zukunft wieder einem Stück näher gerückt. Die vielen Spenden haben ihnen wieder Lebensmut gegeben und Kraft für ihren weiteren Kampf ums Überleben.

Danke, dass die Deutschen uns noch respektieren und uns nicht im Stich lassen. Das sind wir nicht gewohnt.


In solchen Häusern
wohnten die Morgans vor der Flut.

Und das sind die Häuser, die Willi baut.


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