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Wie lange ist Fechten noch bezahlbar ?

Meldung vom 05.06.2004, Copyright © www.kothny.de

1. Einleitung:

Mängel im Management und verschiedene technische ”Neuerungen” machen das Fechten immer teurer. Sogar die Fechter aus den reichen Industrienationen stöhnen schon über die Preisexplosion, für Sportler aus ärmeren Ländern wie Südamerika, Afrika oder Asien ist die Grenze zur Bezahlbarkeit längst überschritten.

In noch verhältnismäßig wohlhabenden Ländern, wie zum Beispiel Thailand, muss ein Polizist mindestens drei Monate arbeiten, um eine Fechtausrüstung für seinen Sohn zu kaufen - und da hat die Familie noch nichts gegessen.



2. Mängel im Management

Einige Nationale Verbände verschieben mit Zustimmung der FIE Weltcups, ohne Rücksicht auf die Athleten zu nehmen. Ihnen genügt das Zauberwort ”modifé” in der Ausschreibung, und schon glauben sie, alles sei in Ordnung. Sie nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf die daraus resultierenden Kosten für Umbuchungen von Flügen und Unterkunft.

Ein aktuelles Beispiel: In der FIE-Turnierübersicht war der Säbel-GP New York auf den 12./13. Juni datiert, der WC Havanna auf den 22./23. Juni. Damit Weltcups überhaupt noch bezahlbar sind, muss frühzeitig gebucht werden. Viele Billig-Tickets aber können weder umgebucht, noch zurückgegeben werden.

Im Jahr 2004 hat New York sein Säbelturnier einen Tag vorverlegt, und das in Havanna wurde um zwei Tage nach hinten verschoben. Dies hatte für den aus Bangkok anreisenden Willi Kothny folgende Mehrkosten zur Folge:

   Umbuchungskosten Frankfurt - Madrid - New York€ 150,00 
   Hotel-Mehrkosten in New York 1 Tag€ 150,00 
   Umbuchungskosten Havanna - Cancun - New York€ 150,00 
   Hotel Mehrkosten Havanna 3 Tage€ 100,00 
   Umbuchungskosten New York - Madrid - Frankfurt€ 150,00 
   Flug-Saisonzuschlag Frankfurt - Bangkok (ab 28.Jun.)€ 200,00 
   Summe der Mehrkosten:€ 900,00 


Ich frage die FIE, den amerikanischen und den kubanischen Fechtverband: Ist es zumutbar, einen Fechter durch Mängel im Management derart zu belasten ? Denn diese Kosten summieren sich zu den Normalkosten von ca. € 2.500,00. Die Verantwortlichen tun dies mit einem ”modifé” im Turnierkalender ab und meinen, damit sei es getan. Und New York oder Havanna sind nicht die einzigen Beispiele. Alleine in der Saison 2003/2004 kann man im Säbel-Wettkampfkalender der FIE sechs Mal das Wort ”modifé” lesen.


3. Transparente Maske

Die transparente Maske wurde eingeführt, um angeblichen Forderungen des Fernsehens nachzu- kommen. Eine Begründung, die nicht nachvollziehbar ist.

Unten aufgeführtes Beispiel macht deutlich, dass durch die Freigabe der Augen keine Rückschlüsse auf den emotionalen Zustand der Fechter gezogen werden können. Nicht die Augen geben in erster Linie den emotionalen Zustand der Sportler wider, sondern dessen Mimik - und die wird durch die trans- parente Maske kaum sichtbar.

Zur Demonstration bitte den Mauszeiger über das Gesicht führen !






Die Kosten für diese technische ”Neuerung” aber trägt der Sportler alleine. Statt € 126,00 für eine Elektromaske, sind dann € 293,00 fällig - ein Mehr von € 167,00 (Listenpreis allstar).

Erschwerend kommt hinzu, dass die transparente Maske die Sicht verzerrt. Alle von mir befragten Sportler haben dies bestätigt, einige klagten sogar über Übelkeit nach dem Kampf. Hat denn je einer der FIE-Fechtfunktionäre eine solche Maske aufgesetzt ? Ich glaube nicht, denn sonst hätte man sie zu den Olympischen Spielen nicht zwingend vorgeschrieben.


4. Kabelloses Fechten

Niemand weiß, wie es genau funktioniert, und da die Treffer (drahtlos) über Funk übertragen werden, ist der Manipulation von außen Tür und Tor geöffnet.

Und: Es ist zu hören, dass die Kästchen am Mann in Zukunft von den Fechtern selbst zu erwerben sind. Preise gibt es noch keine. Für die nationalen Verbände und die Vereine kommt die Anschaffung der drahtlosen Melder hinzu. Eine kaum zu schätzende Kostenexplosion - und wofür ? Das kabellose Fechten bringt nur einen einzigen Vorteil: Der Fechter kann nach dem Treffer beim Zurückgehen eine 360°-Wendung machen, ohne sich im nicht vorhandenen Kabel zu verstricken. Für das Fechten selbst, ist ”kabellos” ohne jede Bedeutung.


5. Aufforderung

Anstelle eines blinden Aktionismus, sollte die FIE überlegen, wie man Fechten wirklich attraktiver machen kann (z. B. durch Regeländerungen, die auch für Zuschauer durchschaubar sind oder Zeitlupen nach dem Treffer, die dem Betrachter eine Vorstellung davon vermitteln, in welcher Schnelligkeit Entscheidungen ablaufen).

Das Gesicht eines Michael Schumacher ist während der gesamten Zeit eines Rennens unter seinem Helm verborgen, dennoch hält dieser Sport Millionen von Zuschauern in seinem Bann.

Sollten Sie meine Bedenken tragen, bitte ich Sie, diese wo immer möglich zu artikulieren und auch Vorschläge zu machen - Verbände bei der FIE, Sportler bei den Aktivensprechern, oder auch in den Diskussions-Foren von Homepages, wie zum Beispiel auf im Forum auf www.kothny.de.

Es muss eine Diskussion rund um die Welt einsetzen !


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