Niederschrift des SWR-Beitrags
vom 04.02.2001

SWR-Reporter Andreas Krisam:

SWR: Gerade erst hat Wiradech, genannt „Willi” Kothny das Säbel-Weltcup-Turnier in London gewonnen und wird in der aktuellen Weltrangliste an Nr. 6 geführt. Doch das Turnier soll nach Willis Vorstellungen das letzte für die Fechtgemeinschaft der Coblenzer Turngesellschaft und dem Königsbacher SC gewesen sein. Willi wirft dem Verein - für den er seit 15 Jahren auf der Planche steht - vor, ihn und die Leistungssportler zu benachteiligen:

Willi: „ Ich habe das Gefühl einfach, dass sich die Funktionäre einfach zu sehr in den Mittelpunkt gerückt fühlen, und eben nicht wissen, dasss im Grund genommen Funktionäre nur für Sportler da sind. Wenn der Fechtsport in Koblenz nach vorne kommen soll, dann muss es nach Sydney auch weiterhin Bestand haben, dass meine Turniere weiterhin hätten bezahlt werden müssen. So einfach ist es.”

SWR: Er sei bewusst nicht für Weltcupturniere nominiert worden, er und andere Leistungssportler seien nicht genügend gefördert worden, klagt Kothny. Und das nicht erst seit den letzten olympischen Spielen.

Willi: „Die letzten zwei, drei Jahre waren eben so, dass ich mich auf Olympia vorbereiten wollte, jetzt auch von mir aus keinen Stress machen wollwollte - und dem Verein selber - und deshalb einfach meine Füsse ruhig gehalten hab - nur hab ich mich schon vor Olympia sozusagen entschieden, wenn es in der Fechtgemeinschaft so weiterläuft, (ich) da nicht mehr mitspielen möchte - auch keinen Spass mehr hab an den Funktionären an der ganzen Führung.”

SWR: Deshalb hat Willi Kothny Anfang des Jahres den Fecht- und Kampfsport Club Koblenz gegründet - mit der Folge, dass ihn sein langjähriger Erfolgstrainer Eberhard Mehl verliess.

Mehl: „Ich bin sehr traurig über diese Entwicklung und ich hätte mit dem Willi gerne weiter trainiert. Der einzige Grund ist der, dass ich dem Verein CTG loyal gegenüberstehen muss und ich hab dem Willi gesagt, ich kann nicht in zwei Vereinen trainieren in einer Stadt. Ich hab mit dem Willi kein Krach gehabt, wir haben uns bis zum Schluss gut verstanden - es überhaupt kein Konflikt zwischen ihm und mir gewesen. Ich muss ihm nur klar machen, dass ich eben mich entscheiden muss.”

SWR: Entscheiden musste sich auch Willi für einen neuen Trainer. Die Wahl fiel auf Somkhit Phongyoo, seinen Cousin, der das Trainerhandwerk bei Eberhard Mehl gelernt hat. Weil aber auch Somkhit der Fechtgemeinschaft angehört und nun Willi in einem neuen Verein trainieren wollte, erhielt er von der Vereinsvorsitzenden Monika Sauer die Kündigung. Monika Sauer wehrt sich aber gegen die Vorwürfe:

Sauer: „Ich hab immer an die Sportler gedacht, hab immer an den Willi gedacht, und wollte ihm seinen Erfolg nicht kaputt machen - ich glaube, das haben wir auch eingehalten von Seiten der CTG und von der Fechtgemeinschaft - aber wenn dann immer nur noch rechtliche Schritte angedroht werden, ich denke, dann ist da fast nichts mehr zu kitten.”

SWR: Willi, der selbst zugibt, ein Dickkopf zu sein, will mit dem neuen Verein die Flucht nach vorne antreten und die Vergangenheit hinter sich lassen. Ex-Trainer Mehl ist davon überzeugt, dass der Bronzemedaillengewinner so oder so seinen Weg gehen wird:

Mehl: „Der Willi wird mit Sicherheit, wenn er so trainiert, wie wir in den letzten Jahren trainiert haben, noch weiter erfolgreich sein und möglicherweise noch erfolgreicher sein. Ich denke, wenn der Somkhit ihn so trainiert, wie er es gelernt hat, dann müsste das eigentlich klappen.”

Willi: „Für mich wär's demotivierend gewesen, wenn ich hätt sagen müssen: 'Hm, schade, ich kann jetzt meinen eigenen Verein nicht gründen und muss jetzt sozusagen in der Fechtgemeinschaft wei- ter existieren - rumdümpeln - das hätte mir nichts gebracht', ich wär da nur noch gemobbt gewesen, wär sozusagen nur noch als Analyseobjekt für andere Fechter da gewesen und für andere Trainer in meinem Verein - das geht natürlich total gegen den Strich - es ist - es ist - es ist - kein Verein dann eben ! Für micht nicht.”


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